„Guck mal, der ist ganz verliebt“, rief mein Mann heute und deutete auf ein Tagpfauenauge auf dem Berglauch. Mir scheint, der Falter ist nicht allein mit dieser Leidenschaft: Alles, was sechs Beine und Flügel hat, schwärmt für diesen neuen Nektarspender und schwebt auf rosa Blütenwölkchen.
Die Wildform des Berglauchs (Allium lusitanicum) und zwei Sorten der Pflanze werden im Wildpflanzen-Topfbuch von Reinhard Witt wärmstens empfohlen. Steckbrief: spätblühendes Zwiebelgewächs, extrem trockenheitsresistent. Vor allem die Fotos von vielen verschiedenen Gästen auf hübschen rosa Blütenkugeln fand ich überzeugend.
Bei der Shoppingtour zu Staudenspatz im vergangenen August, bei der ich spätblühende Pflanzen für die Saison 2018 erwarb, stand der Berglauch also schon vorgemerkt auf dem Einkaufszettel. Er kam in selbstgemischte Erde (Torffreie Bio-Pflanzerde, Sand) in einen Topf mit 20 Zentimeter Durchmesser, hat darin auf dem Balkon überwintert und zog dann im Frühjahr an einen „Schicksalsplatz“. Das heißt, ich hängte ihn nach außen, ohne Versorgung durch die Bewässerungsanlage (aus Rücksicht auf die Nachbarn) und habe ihn seiner Bestimmung überlassen.
Natürlich gieße ich ab und zu ein klein bisschen, aber wenn ich wegfahre und es ist heiß, auch sehr heiß, bekommt der Berglauch – wie kürzlich geschehen – über zwei Wochen lang bei über 30 Grad am Südbalkon keinen Tropfen Wasser (Aktualisierung vom 20. August 2020: drei Wochen ohne Gießen). Er blüht trotzdem, 43 Kugeln hat er bereits im ersten Jahr gebildet. Ha! Ein Berglauch-Hybride im Topf-Buch von Reinhart Witt rühmt sich seiner 40 Kugeln im zweiten Jahr. Mal sehen, ob wir weiterhin so gut im Rennen bleiben.
Die Blütengäste
Der Berglauch ist der absolute Erfolg auf dem Wilden Meter. Er wird von morgens bis abends von Wildbienen, Honigbienen, Wespen, Fliegen und Schmetterlingen besucht, umschwärmt, umkämpft. Einige Gäste konnte ich fotografieren. Doch bevor wir zu den Beweisfotos kommen, ein kurzer Rückblick aufs Berglauch-Jahr 2018.
Zunächst hat das Pflänzchen erst mal lange gar nichts gemacht. Es sah im April, Mai und Juni mehr oder weniger unverändert aus, war aber grün. Ich dachte schon, dass es vielleicht krank sei.
Im Juli fing der Lauch aber auf einmal an, Knospen an Stängeln zu bilden. Ich war voller Vorfreude.
Der Berglauch macht es noch ein bisschen spannend. Man sieht aber schon die schöne rosa Blütenfarbe.
Tatarata! Die erste Blüte öffnet sich am 4. August.
Täglich blühen mehr auf und der Besucherstrom reißt nimmer ab.
Die Wespe boxt auch die Erdhummel, die ist aber stoisch und lässt sich nicht verscheuchen.
Endlich setzt sie sich auf eine Blüte und gibt Ruhe. Es ist ja nicht so, dass nicht noch 42 Blütenkugeln da wären.
Ganz viele ganz kleine Wildbienen wuseln den ganzen Tag auf dem Berglauch und um ihn herum. Im Makro habe ich gesehen, dass es sich dabei unter anderem um Maskenbienen handeln könnte.
Täglich kommt auch eine Honigbiene, heute waren sogar mal zwei gleichzeitig da.
Auch schillernde Persönlichkeiten gehören zu den Stammgästen.
Die Blütezeit des Berglauchs ist noch nicht zu Ende, die Entscheidung, noch mehr Berglauch im nächsten Sommer anzubieten, steht fest. Auch die Gärtnerin ist begeistert.
Buchtipp:
Witt, Reinhard: Das Wildpflanzen-Topfbuch. Ausdauernde Arten für Balkon, Terrasse und Garten. Verlag Naturgarten, 4. Auflage
In diesem Buch habe ich die Berglauch-Empfehlung gefunden. DAS Sachbuch für das Thema „Balkongärtnern mit Wildpflanzen“. 392 Seiten geballte Information mit 720 Fotos. 25 Jahre Erfahrung des Autors mit Wildpflanzen stecken in dem Buch. Erhältlich beim Autor Reinhard Witt, Biologe, Journalist, naturnaher Grünplaner und Mitgründer des Naturgartenvereins e. V.
www.naturgartenplaner.de/wildpflanzen-topfbuch
Liebe Katharina, inspiriert durch Dich und Deine sprühende Begeisterung, Deine herrlichen Fotos und Deine Sachkenntnis hatte ich mir im letzten Jahr auch zwei Berglauchpflanzen (Bergläuche ? Berglauchs??) gekauft. Lange tarnten sie sich als fade grüne Bandnudeln in meinem Naturgarten. Aber dann …!! Anfang September haben sie etwa ein Dutzend wunderhübscher Blütenpuschel ausgebildet, die tatsächlich heiß begehrt sind. Ich freue mich sehr darüber. Von allein wäre ich wohl nicht auf den Berglauch gekommen. Danke von Herzen für Deine so kostbare Arbeit, immer wieder.
Liebe Anja, es freut mich, dass du viele Berglauch-Blütenköpfe bekommen hast! Ich finde, die Pflanze ist wirklich ein wunderhübscher Spätblüher. Ich habe den Tipp mit dem Berglauch übrigens aus dem Wildpflanzen-Topfbuch von Reinhard Witt. Da schau ich auch gern rein, um mich inspirieren zu lassen. Ich hab zwei Pflanzen auch in den Garten meiner Mutter gesetzt. Die haben sich auch gut entwickelt. Liebe Grüße, Katharina
Ausserordentlich schön. Gibts noch eine Steigerung? LG von Regula
Wow, 42 Kugeln! Meiner hat im zweiten Jahr nur halb so viele.
Eine Erfolgsstory 🙂 Schöne Fotos von den zahlreichen Besuchern!