Torffrei Gärtnern
Hinweis vorab: Bitte gärtnern Sie ausschließlich mit torffreier Erde. Für den Abbau von Torf werden Moore und somit wertvolle Lebensräume für spezialisierte Pflanzen und Tiere zerstört. Außerdem wird sehr viel klimaschädliches CO2 freigesetzt. Torffrei Gärtnern ist Umwelt- und Klimaschutz! Ausführlichere Informationen dazu finden Sie zum Beispiel auf der Internetseite des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Für die Beschaffung von torffreier Pflanzerde: siehe Punkt 2.1.
1. Erde für Ansaaten
Ich säe jedes Jahr einjährige Ackerwildblumen auf dem Wilden Meter. Diese säe ich direkt in Kästen und Töpfe in torffreie Pflanzerde. Das hat mit den Substraten verschiedener Hersteller bisher immer gut funktioniert.
Reinhard Witt empfiehlt in seinem Wildblumen-Topf-Buch für die oberen fünf Zentimeter nährstoffarme Anzuchterde zu verwenden. Das habe ich auch ausprobiert, das funktioniert bei mir sehr gut. Wobei bei mir nie alle Arten aus den Mischungen wachsen, sondern eben nur die, denen es gefällt. Die käuflichen Pflanzerden sind je nach Firma ja auch ganz unterschiedlich in der Zusammensetzung und im Nährstoffgehalt.
Ich habe für diese Rubrik „Tipps“ nun auch noch Brigitte Dittrich, Inhaberin der Gärtnerei Syringa, angerufen, deren Wildblumen-Saatgutmischung für Wildbienen ich jedes Jahr aussäe. Sie rät auf dem Balkon auch zur Direkt-Aussaat in torffreie Pflanzerde. Die Begründung: „In einen Blumenkasten säen Sie ja sehr dicht. Das hat mit der freien Landschaft nichts zu tun. Je mehr Pflanzen auf engem Raum stehen, desto mehr Nährstoffe brauchen sie.“ Düngen solle man aber nicht noch extra, die Nährstoffe in den vorgemischten Pflanzerden reichen. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Pflanzen nicht mehr richtig standfest sind.
Für die Beschaffung von torffreier Erde: siehe 2.1
Achtung: Ich habe auch schon direkt in „Dachgarten-Substrat intensiv“ der Firma Ökohum gesät (siehe unter Punkt 2.2). Das hat nicht funktioniert. Dachgarten-Substrat hatte zu wenig Nährstoffe. Die Pflanzen wurden gelb, wuchsen etwa zehn Zentimeter und dann nicht weiter. Um sie zu retten, mussten sie gedüngt und täglich mehrmals gewässert werden. Staudengärtner Friedhelm Strickler meinte: „Die sind Ihnen verhungert.“ Sie sehen den Pflanzen aber an, ob es ihnen gut geht. Wenn sie grün sind und wachsen, geht es ihnen gut, Wenn die Pflänzchen gelblich oder rötlich werden, mickrig sind und hocken bleiben, dann sollte man düngen.
2. Erde für Stauden
Es gibt einfache und nicht so einfache Möglichkeiten für das Wildpflanzen-Balkongärtnern mit Stauden. Je nachdem ob man gerne selbst experimentiert und auch die Möglichkeiten dazu hat (Transport, Platz) oder ob man eine fertige Lösung aus dem Sack haben möchte.
2.1 Torffreie Pflanzerde
Zunächst die supereinfache Lösung: torffreie Erde aus dem Gartencenter, Bio-Laden oder Blumenladen.
Nach fünf Jahren mühevollen Experimentierens mit selbstgemischter Erde (siehe Blog-Beiträge in der Kategorie „Erde“) dachte ich zuerst, ich hätte mich verhört, als Wildstaudengärtnerin Susanne Behmenburg im Frühjahr 2018 ganz lapidar zu mir sagte: „Normale torffreie Pflanzerde geht auch. Die Pflanzen magern diese Erde dann selbst ab.“ Ich persönlich habe diese Lösung auf dem Wilden Meter nur für Pflanzen mit einem höheren Nährstoffbedarf im Halbschatten ausprobiert, das funktioniert.
Ich habe daraufhin noch einmal das Kapitel „Substrate“ in meiner Naturbalkon-Bibel, dem Wildpflanzen-Topfbuch von Reinhard Witt (siehe Buch-Besprechung unter „Tipps: Balkon-Gärtnern„), studiert, um eine zweite Meinung einzuholen. Und unter den vielen Informationen steht doch tatsächlich auch hier der Satz: „Die einfache Lösung vorweg: Man kauft (…) torffreie Erde.“ Wie konnte ich das überlesen bzw. vergessen? Ich weiß es nicht mehr, vielleicht weil ich „professionell“ gärtnern wollte? Wie das geht, erfahren Sie im nächsten Absatz.
Beschaffung von torffreier Erde
Hilfreich ist die BUND-Broschüre: Torffreie Erden in Baumärkten, Gartencentern und Online-Shops. Download: BUND-Broschüre als PDF (Stand Mai 2022)
Ergänzender Tipp für Münchner: Torffreie Blumenerde der Münchner Abfallwerke. Verkauf: Wertstoffhöfe. Produktinfo: Münchner Bio-Erde torffrei
Tipp Naturschutzerde vom LBV: Torffreie Blumenerde gibt es auch von der Naturschutzorganisation LBV – hergestellt in Kooperation mit der Firma Ökohum: Informationen zur LBV-Naturschutzerde | PDF mit Verkaufsstellen in Bayern | Die Erde gibt es deutschlandweit auch im LBV-Online-Shop
2.2 Fertig gemischte Substrate
Hinweis vorab: Nicht alles was bio ist, ist torffrei. Nicht alles, was torffrei ist, ist bio. Reinhard Witt empfiehlt in seinem Wildpflanzen-Topfbuch als professionelle Lösung für Wildstauden auf dem Balkon Dachgartenerde, und zwar das Intensiv-Substrat mit etwa 70 Prozent mineralischen und 30 Prozent organischen Anteilen. Die Fertigmischungen seien strukturstabiler als selbst gemischte Substrate, das heißt, sie verdichten sich nicht so stark (vgl. 4. Auflage, Seite 40). Hier zwei Beispiele:
Ökohum Dach- und Trogerde intensiv
Zwei erfahrene Wildpflanzen-Topfgärtner haben mir versichert, dass es für Stauden sehr gut funktioniert. Wichtig ist, dass Sie die „Dach- und Trogerde intensiv“ nehmen. Sie enthält mehr Nährstoffe als die „extensiv“. Ökohum verkauft diese Erde nicht an Endkunden. Falls Sie einen Naturgartenplaner in der Nähe haben, können Sie vielleicht mitbestellen. Falls Sie eine Bestellmöglichkeit im Internet finden, sagen Sie mir Bescheid, dann stelle ich den Link hier ein.
Hier finden Sie die Produkt-Info bei Ökohum: Ökohum Gebäude-Begrünung
Hinweis zu Ökohum: Nicht alle Produkte von ökohum sind bio und/oder torffrei, auch wenn der Markenname „öko-hum“ das vermuten lässt. Ich habe dazu auch telefonisch noch einmal nachgefragt. Das torffreie Sortiment findet man hier: Ökohum-Produkte torffrei
Vulcatec Dachgartenerde online
Tipp von zwei Bloglesern und Naturbalkongärtnern für das Pflanzen von Stauden:
Vulkaplus Intensiv 0-16 mm
Vulcatec Onlineshop
Erdenwerk
Ich habe auch schon von Naturgärtnern gehört, dass sie „Dachgartenerde intensiv“ in ihrem Erdenwerk vor Ort gekauft haben. Fragen Sie einfach mal nach. Der kurze, CO2-sparende Transportweg spricht für diese Lösung.
Ein anderer Tipp für ein fertig gemischtes Substrat kommt von Naturgarten-Expertin Kerstin Lüchow: Corthum Blumenwiesenerde aus dem Schwarzwald.
Blumenwiesenerde
Für magere Wildblumen-Kübel, Kästen, Tröge, Töpfe. Im Shop von Kerstin Lüchow zu bestellen:
www.naturgartenvielfalt.de (Stand 2021)
Kerstin Lüchow ist Diplom-Agraringenieurin (Fachrichtung Gartenbau), ausgebildete Gärtnerin im Zierpflanzenbau und Wildblumentopfgärtnerin mit über zwanzig Jahren Erfahrung.
2.3 Selbstgemischte Substrate
Substrate selbst zu mischen ist in der Stadt und auf dem Balkon nicht ganz einfach. Man muss die einzelnen Komponenten beschaffen, nach Hause transportieren, unter Umständen ein Stück tragen und schließlich mischen. Für alle, die das nicht abschreckt, hier ein paar Tipps. Meine Erfahrungen finden sich in den Blog-Beiträgen in der Kategorie „Erde“.
2.3.1 Das Wildpflanzen-Topfbuch von Reinhard Witt
In dem Buch „Das Wildpflanzen-Topfbuch. Ausdauernde Arten für Balkon, Terrasse und Garten“ von Reinhard Witt finden Sie verschiedene Erden-Rezepte zum Selbstmischen. Seine „ganz einfache Lösung für sonnige und halbschattige Standorte gleichermaßen“ lautet, jeweils zu gleichen Teilen:
- unkrautfreier Kompost
- Sand oder Kies
- Lehm bzw. unkrautfreier Unterboden
Im Interview beim Balkon-Kongress 2018 hat er verraten, wo er den unkrautfreien Unterboden gratis bezieht: auf einem Friedhof in seiner Nähe. Er holt dort den Grabaushub.
2.3.2 Susanne Behmenburg, Inhaberin der Staudengärtnerei Spatz & Frank
Neben der pragmatischen Lösung, einfach nur torffreie Pflanzerde zu verwenden (siehe 2.1), wenn man keinen Aufwand betreiben möchte oder kann, empfiehlt sie ebenfalls die Mischung von Reinhard Witt (2.3.1) oder ein etwas einfacheres Rezept aus nur zwei Bestandteilen:
- 2/3 torffreie Pflanzerde
- 1/3 (vorzugsweise lehmhaltigen) Sand oder Kies
Da man für diese Mischung nur zwei Zutaten braucht, die ich in München ohne großen Aufwand besorgen kann, arbeite ich oft mit diesem Rezept und bisher hat diese Erde bei mir gut funktioniert.
2.3.3 Friedhelm Strickler, Inhaber der Wildpflanzen-Gärtner Strickler in Alzey, empfiehlt für Wildstauden auf dem Balkon folgendes Erden-Rezept zum Selbstmischen, jeweils zu gleichen Teilen :
Mager/nährstoffarm und sehr wasserdurchlässig:
- torffreie Pflanzerde oder Kompost
- Sand
- Blähton oder Lava
Humoser/nährstoffreicher:
- Kompost
- torffreie Pflanzerde
- Lava (auch Bims oder gebrochener Blähton oder Kies möglich)
Strickler: „Eigentlich bekommen Sie alle drei Bestandteile im Gartencenter als Sackware. Beim Sand geht gewaschener Sand und ungewaschener Sand. Wenn man die Wahl hat, sollte man ungewaschenen Sand nehmen, der hat noch einen gewissen Lehm/Ton-Anteil. Da halten die Nährstoffe besser.“ Weitere Tipps von Wildpflanzen-Gärtner Friedhelm Strickler finden Sie im Interview: Die wichtigsten Gärtner-Tipps für Ihren Naturbalkon
3. Nicht vergessen: Drainageschicht
Wichtig, bevor Sie Erde in Kästen und Töpfe füllen: Eine Drainageschicht aus ca. zwei bis drei Zentimeter gebrochenem Blähton, Bimskies oder Semiramis o. ä. hilft, dass die Löcher nicht mit Erde zuschwemmen.
4. Beschaffung
Für die Beschaffung der einzelnen Komponenten zum Selbstmischen sind die folgenden Links hilfreich.
deutschlandweit
BUND-Einkaufsführer: Torffreie Erden in Baumärkten, Gartencentern und Online-Shops
BUND-Broschüre als PDF
Münchner Raum
Abfallwirtschaftsbetrieb München
Münchner Erden
Süderde: ein Erdenwerk im Münchner Westen
www.suederde.de
Wurzer Umwelt – Erdenwerk in der Nähe von Erding
(Tipp des Naturbalkongärtners Werner David)
www.wurzer-umwelt.de