Angefangen hat alles mit der Blumenzwiebelmischung für Bienen und Hummeln von Manufactum, die ich 2014 gepflanzt habe (siehe Beitrag Bienenfutter fürs nächste Jahr). In der Bestellung enthalten waren zehn Zwiebeln des sommerblühenden Kugellauchs Allium sphaerocephalon. Eine Zufallsbegegnung, aus der Liebe wurde. Inzwischen dürfte sich die Anzahl dieser Pflanzen auf dem Wilden Meter verzehnfacht haben, durch Ankauf und Vermehrung.
Im Bild oben sieht man drei Töpfe aus drei verschiedenen Jahren: 2014, 2015 und 2017. Jedes Jahr ein Topf mehr. Es gibt eigentlich nur Argumente, die für den Kugellauch sprechen. Verschiedene Hummelarten auf dem Wilden Meter lieben ihn. Dunkle Erdhummeln übernachten auf den Blüten, was sonst nur noch bei den Wilden Karden vorkommt. Auch sehr viele andere Besucher kann ich jedes Jahr auf den Blüten beobachten. Nicht alle konnte ich bestimmen, aber es war auf jeden Fall die Luzerne-Blattschneidebiene dabei, auch Honigbienen haben sich eingefunden und viele sehr kleine, nicht identifizierte Wildbienen. „Da geht’s zu wie aufm Stachus“, würde der Münchner sagen. (Für Nicht-Münchner: Der Stachus oder Karlsplatz ist ein verkehrsreicher Platz in der Innenstadt.)
Weitere Vorteile des Allium sphaerocephalon in einem Balkongärtlein:
- Er ist robust und sehr winterhart.
- Er braucht sehr wenig Platz pro Pflanze, da er in etwa wächst wie ein Schnittlauch, nur größer.
- Zwischen den Lauchen können sich sogar noch andere Pflanzen aussäen, wie zum Beispiel Klatschmohn, der schon früher blüht. So bietet die Fläche mit dem Kugellauch über einen langen Zeitraum Blüten für Insekten.
- Die Pflanze ist immer hübsch anzusehen. Zuerst sieht sie aus wie Schnittlauch, dann wächst sie und bildet schöne Knospen, dann sind die Blüten erst grün, dann violett. Auch die verblühten Blüten und die Samenstände sind schön anzusehen und wenn alle Blüten und Stängel vertrocknet und die Samen geerntet sind, wachsen noch im Herbst wieder grüne Blätter.
Übrigens: Heute ist Nikolaus, aber auf dem Manufactum-Tütchen steht, dass man den Kugellauch in milden Wintern bis Mitte Dezember pflanzen kann.
Das Kugellauch-Balkonjahr 2017 im Bild:
Und hier noch ein Video, wie es im Juli auf den Blüten des Kugellauchs summt und brummt:
Geheimnisvolle Würschtl
In einem der Kugellauchtöpfe kam im Spätsommer kein frisches Grün nach. Das war ungewöhnlich. Als ich die rund zwei Millimeter großen Würstchen darin entdeckte, glaubte ich, einer Blog-würdigen Sensation auf der Spur zu sein. Wer ist da im Topf zugange? Regenwürmer? Käferlarven? Andere Tiere? In verschiedenen Facebook-Foren wurde anhand der Fotos spekuliert, keiner wusste es genau zu sagen. Am Ende wurde mir fast schon ungeduldig geraten, den Topf endlich auszuleeren und nachzusehen. Falls es Larven oder Puppen seien, könnte man sie nach der Bestimmung unbeschadet zum Überwintern mit der Erde zurück in den Topf setzen. Ich zögerte und wollte die Untermieter in Ruhe lassen.
Als meine gartenerfahrene Mutter Mitte Oktober zu Besuch war, schritten wir jedoch spontan zusammen zur Tat. Auf eine dicke schwarze Teichfolie von Obi, auf der ich die Erdarbeiten auf dem Balkon ausführe, schütteten wir vorsichtig den Inhalt des recht großen Topfes. Auf den ersten Blick nichts Auffälliges. Dann durchsuchten wir die Erde, Stück für Stück. Wieder nichts. Außer den Zwiebeln und Brutzwiebeln des Kugellauchs. Und dabei blieb es: In dem Topf fanden wir nichts, was diese krümeligen Mini-Würstchen produziert haben könnte. Falls mal was im Topf war, war es auf jeden Fall schon wieder weg. Aber es waren auch keine Relikte zu finden, Häute, Puppenhüllen, tote Viecher, nix. Die Würstchen oder Würschtl, wie man in Bayern sagt, blieben ein Mysterium.
Wir setzten einen Teil der Zwiebeln in neue, frische und gedüngte Blumenerde und nahmen die restlichen Zwiebeln mit in die Oberpfalz, wo wir sie ins Freiland pflanzten. Kurze Zeit später kamen aus den Zwiebeln in der frischen Erde neue frische grüne Triebe (Topf rechts im Bild unten). Offensichtlich waren also in der Erde nach drei Jahren nicht mehr genügend Nährstoffe für die Zwiebeln.
Mehr gärtnerische Informationen zum Kugel-Lauch findet man beispielsweise bei der Staudengärtnerei Gaißmayer
Tipps zum Kaufen von Blumenzwiebeln
Ich habe bei den Zwiebeln keinen festen Lieferanten, ich bevorzuge Bio-Gärtnereien, aber auch da steht manchmal bei den Zwiebeln „aus konventionellem Anbau zugekauft“. Die Gärtnerei Gaißmayer hat für die insektenfreundliche Auswahl der Zwiebeln eine sehr gute Faustregel auf der Website: „Wildarten und Sorten mit einfachen oder wenig gefüllten Blüten liefern am sichersten Nähr- und Treibstoff für die summende und brummende Fauna.“ In manchen Online-Shops gibt es sogar dafür eine eigene Kategorie oder einen Hinweis: „Insektenweide“ oder ähnliches. Zusätzlich gehe ich noch nach meiner eigenen Beobachtung: Ich kaufe nach, was von den Insekten auf meinem Balkon gut besucht wurde. Hier eine Auswahl von Anbietern, bei denen ich schon gekauft habe:
Staudengärtnerei Gaißmayer: Insektenweiden aus Zwiebeln und Knollen
Kräuter- und Wildpflanzen-Gärtnerei Strickler: Blumenzwiebeln
Wildpflanzen-Gärtnerei Hof Berg-Garten: Blumenzwiebeln
Raimund Biogartenbedarf: Blumenzwiebeln
Gewiehs Blumenzwiebeln: www.gewiehs-blumenzwiebeln.de
Manufactum: www.manufactum.de/herbstpflanzung
(Hinweis: Manufactum strukturiert die Website und das Produktangebot öfter um, deshalb kann es sein, dass der Link irgendwann wieder nicht funktioniert. Stand: 7.12.2017)
Buch-Tipp: „Mobile Zwiebelerkenntnisse“ in der Neuauflage des Topf-Buchs
Reinhard Witt, den Gründer und Präsidenten des Naturgartenvereins, habe ich zuerst über seine Bücher und 2015 später auch persönlich kennengelernt. Er hat zwei Wildblumenwiesen im Arnulfpark geplant, die ich initiiert und mit dem Nachbarschaftstreff im Arnulfpark, eine Einrichtung der Stadt München, als Bewohnerprojekt angelegt habe. Ich erzählte ihm bei der Begegnung auch von meinem Wildblumenbalkon und er interessierte sich für meine Blumenzwiebel-Experimente. Er bat mich, diese in Wort und Bild zu dokumentieren. In die vierte Auflage des Wildpflanzen-Topf-Buchs sind meine Zwiebel-Erfahrungen nun eingegangen. Es ist Ende Oktober 2017 erschienen. Wer daran interessiert ist, findet meine bebilderten Ausführungen im Kapitel „Zwiebeln und Knollen“ (ab Seite 213) von Seite 225 bis 234. In dem Kapitel gibt es außer meinen bescheidenen empirischen Erkenntnissen die gärtnerischen Profi-Tipps zur Zwiebelkultur von Reinhard Witt und noch andere sehr interessante Praxisbeispiele. Das Buch gibt es direkt beim Autor; es kostet 24,95 EUR: www.naturgartenplaner.de/wildpflanzen-topfbuch.
PS: Die Buchempfehlung ist frei von kommerziellen Interessen. Ich verdiene nichts an dem Buchverkauf.
Hallo…Also für mich schauen die Würmchen nach Mausekot aus…Ihr haben wohl diese Zwiebel wunderbar geschmeckt😉
Liebe Frau Heuberger,
ich bin seit einem Jahr begeisterte Leserin Ihres Blogs. Ich habe meinen Balkon auf Wildblumen umgestellt, vieles hat sofort geklappt, einiges nicht. Mir sind sehr viele Zwiebeln verfault, leider. Da weiß ich nicht, was ich falsch gemacht habe. Besonders irritierend ist für mich die Information, dass man die Zwiebelblumen nach dem Verblühen weiterhin gießen und teilweise auch düngen soll, bis die Blätter gelb werden. Aber ich habe das Gefühl, dass sie da anfangen zu faulen…
Mein Sorgenkind ist aber gerade der Kugellauch. Nach Ihren begeisterten Beschreibungen habe ich im letzten Herbst zwei große Töpfe damit bepflanzt. Es ist auch sehr viel Grün gekommen. Eigentlich sind es jetzt zwei Zwiebel-Blatt-Büsche, allerdings zeigen sich keinerlei Blütenstängel (noch zu früh?) und die Blätter stehen nicht, sie liegen immer auf einer Seite. Die Erde ist leicht feucht, deswegen denke ich nicht, dass es am Wassermangel liegt. Ist es womöglich normal, dass die Blätter in einem Haufen auf der Seite liegen?
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße,
Olga (aus Sindelfingen in BW)
Liebe Frau Bolinger, ich antworte Ihnen per E-Mail, wenn Sie einverstanden sind. Liebe Grüße, Katharina Heuberger
Wirklich unglaublich, was in einem Balkonkistchen wachsen kann. Liebe Grüsse von Regula
Ich bin ja schon großer Schnittlauchfan, aber dieser Kugellauch ist ja herzallerliebst. So schön !! Und wie man sieht irre gut besucht 🙂 Da komme ich glatt in Versuchung. Allerdings habe ich gerade Zierlauch zum Schnittlauch in den Kasten gequetscht, was vielleicht nicht so weise war, da der Schnittlauch da drin dringend neue Erde braucht. Jedenfalls ist auch meine Erfahrung, daß Lauch allseits sehr beliebt ist. Diese kleinen Würstchen, ich glaube, die habe ich im Topf meines Gelbklees gesichtet und mich auch schon die ganze Zeit gefragt, was das sein könnte. Es sieht ja ein bißchen nach Regenwurm aus (wobei ich mich frage, ob in den Töpfen Regenwürmer überhaupt überleben könnten. Vielleicht nur, wenn man regelmäßig mulcht). Fragen über Fragen. Spannend zu lesen den Beitrag und wenn ich Kugellauch irgendwo sichte, dann, ja dann….. 🙂