Hummeln Nisthilfen Wilde Tiere

Hummel im Haus

Jubel bei den Hummel-Nerds der Familie: Eine Wiesenhummelkönigin ist in die Nisthilfe meiner Schwiegermutter eingezogen. Drei erfolglose Jahre mit Hummelhäusern an drei verschiedenen Standorten – 1 x Balkon, 2 x Garten – liegen hinter uns. Gestern begab sich die Wilder-Meter-Redaktion auf Exkursion in den Münchner Osten, um das Wunder zu bestaunen.

Nachdem Kasten 1 nun besiedelt ist, haben wir auf Wunsch der Schwiegermutter gleich unseren Kasten (2) auch in ihrem Garten aufgestellt. Mitte Mai haben die meisten Hummelköniginnen schon ein Quartier bezogen, aber man kann ja nie wissen.
Der Eingang liegt hinter dem Pflanzenbewuchs. Der Kasten ist von unten und von oben gegen Nässe geschützt.
Die Foto-Redaktion wartet etwa 30 Minuten vor dem Einflugsloch, bis endlich …
… ein süßes kleines Wiesenhummelchen dick bepackt mit Pollen ins Nest zurückkehrt. Es ist eine Arbeiterhummel. Vor dem Einflugsloch sieht man graue Tierhaare. Meine Schwiegermutter hat sie beim Spaziergehen gefunden und vor den Eingang gelegt. Sie glaubt, das war das ultimative Argument.

Wiesenhummeln

Oberpfälzer Wiesenhummel-Arbeiterin

Wiesenhummeln gehören zu den kleinen Hummelarten. Die Arbeiterinnen werden nur 9 bis 12 Millimeter groß. Diese Hummelart ist eine der ersten, die im Frühjahr erscheint und mit der Staatengründung beginnt. Anfang April erscheinen bereits die ersten Arbeiterinnen. Wiesenhummeln sind nicht gefährdet. Im Apfelbaum meiner Mutter konnte ich am Mittwoch auch eine fotografieren. Einen Steckbrief der Wiesenhummel findet man hier: Bombus pratorum

Wissenschaftliche Studien zur Besiedelung von Hummel-Nistkästen

Buch-Tipp für alle Hummel-Interessierten

Voller Euphorie hatten wir auf dem Wilden Meter im Frühjahr 2014 begonnen, mit oberirdischen Nisthilfen für Hummeln zu experimentieren und gehofft, ein Volk einen Sommer lang aus der Nähe beobachten zu dürfen. Eine Studie des bekannten britischen Hummelforschers Dave Goulson zur Besiedelung von Hummelnisthilfen gab uns dann einen gewaltigen Dämpfer. In einem Experiment mit 500 oberirdischen Nistkästen in England wurden nur etwa drei Prozent bezogen! Sein Fazit: „Es gibt nur wenige Orte, an denen Hummeln niemals nisten – leider zählen dazu die in sämtlichen Gartencentern angebotenen Hummelnistkästen.“ (Quelle: „Dave Goulson – Und sie fliegt doch. 2014, Hanser-Verlag)

Diese und andere Studien zur Selbstbesiedelung von Hummelnisthilfen sind auf dem Blog „Aktion Hummelschutz“ im Beitrag Nistkästen ohne Nest: Klassische Nistkästen für Hummeln bleiben leer“  sehr gut dargestellt und diskutiert. Cornel van Bebber, der Betreiber des Blogs, kommt zu dem Schluss, dass die schlechte Selbstbesiedelungsrate die traurige Folge des Hummelschwunds sei. Er empfiehlt das Aufstellen von oberirdischen Nistkästen nicht, da meistens erfolglos. Van Bebbers Fazit: „Für den Hummelschutz ist das Angebot an Nistkästen nicht der wichtigste Punkt. Die erste Quelle fand keinen Zusammenhang, dass durch die Nistkästen die Zahl der Hummeln zunehmen würden. Vielmehr zeigte sich, dass Nistkästen nur dann häufig angenommen werden, wenn auch Hummeln häufig sind (Zeit vor 1980 bzw. in einer Studie in 2009 in einem botanischen Garten mit vielen Hummeln). Dann machen Nistkästen viel Sinn.“

Demnach leistet der besiedelte Hummelkasten der Schwiegermutter nichts zur Förderung der Wiesenhummeln, schenkt aber zumindest den Familienmitgliedern eine naturkundliche Beobachtungsmöglichkeit.

Erste Nistkaste-Registerstudie im deutschsprachigen Raum

Ein Studienbericht, der im Juni 2015 veröffentlicht wurde und zum Ziel hatte, Daten über Nistkästen und deren Besiedlung im deutschsprachigen Raum und angrenzenden Ländern zu erheben, nimmt Bezug auf die britische Studie und kommt zu einem anderen Ergebnis: 41 Prozent Selbstbesiedelung. Befragt wurden 13 Nistkastenbesitzer mit 79 Nistkästen. In der Schlussfolgerung heißt es:

„Unsere Daten aus dem ersten Beobachtungsjahr dieser Studie zeigen mit ungefähr zwei Dritteln eine vergleichsweise hohe Besiedlungsrate der angebotenen Nisthilfen und eine ebenso vergleichsweise hohe Erfolgsrate in Bezug auf eine ungestörte Entwicklung der Hummelvölker (Produktion von Geschlechtstieren) sowie eine niedrige Befallsrate mit Wachsmotten (5%; 4 von 53 besiedelten Nistkästen [7,6%]). Die Rate der Selbstbesiedlung ist mit 41% als hoch zu bewerten, und steht im Gegensatz zu einer in einer prospektiven Studie berichteten Besiedlungsrate von nur etwas mehr als 3%, wobei diese Untersuchung mit in Großbritannien kommerziell erhältlichen Hummel-Nisthilfen durchgeführt wurde, die offensichtlich konstruktive und Einrichtungsmängel aufweisen und nicht aktiv betreut wurden.“ (Autoren: Dr. Hartwig Büttner, Stefan Helget, Hanno Korten, Luk Sensenfarmer, Dr. Carsten Henneges. Quelle und vollständiger Studienbericht: https://pollenhoeschen.de/fragebogen.hummelfoto.de/images/bbregistry/2014/aktion_hummelschutz_2014_Bericht.pdf)

Private und unwissenschaftliche Studie der Redaktion „Wilder Meter“ 

2014

Das erste Hummelhaus hat mir mein Vater 2014 gebaut. Rechtzeitig Anfang März war es fertig. Nicht eine einzige Hummelkönigin hat sich auf unserem Balkon dafür interessiert, obwohl einige an der Wand saßen, sich sonnten und an den Blüten saugten. Wir haben es deshalb im nächsten Jahr im Garten meiner Eltern auf dem Land aufgestellt und verschiedene Standorte ausprobiert – alle oberirdisch, direkt auf dem Boden mit einem Schutz gegen Nässe von unten und von oben. 2015, 2016 und 2017 (bis heute) wurde das Haus nicht besiedelt. Letztes und dieses Jahr haben Steinhummelköniginnen dafür direkt daneben in der Scheune etwas Ansprechendes gefunden. Sie fliegen über das Hummelhaus hinweg zwischen die Holzlatten der Scheune hindurch ins Innere und verschwinden irgendwo zwischen Holzstapeln, dorthin, wo nur Hummeln hinkommen. An Nisthilfen von Menschen scheint es keinen Bedarf zu geben, obwohl in unserem Dorf der ganze Wahnsinn der intensiven konventionellen Landwirtschaft tobt.

2015

Das zweite Hummelhaus hat mir mein Schwiegervater 2015 gebaut, derselbe Bauplan (siehe Beitrag „Überraschung“). Ich hätte die Ansiedelungsversuche nach dem ersten Jahr schon aufgegeben, aber mit dem schönen neuen Hummelhaus wollte ich es wieder versuchen. Meine Schwiegermutter hatte ein eigenes bekommen und in ihrem Garten aufgestellt. Die Schwiegereltern gingen auf Reisen, ich schickte Fotos vom Hummelhaus auf dem Balkon (siehe Bild) und konnte Ende Mai leider wieder keine Besiedelung melden. Nach der Rückkehr wurde auch das Garten-Hummelhaus leer vorgefunden. Mein Schwiegervater-Hummelhaus wanderte für den Rest des Jahres erst einmal wieder in den Speicher.

2016

Die drei Hummelhäuser der Familie waren auch in der Hummel-Nistplatz-Such-Saison 2016 im Angebot: Kein Hummel-Interesse.

2017

Balkon: Es wurde nur eine einzige Steinhummel-Jungkönigin gesichtet, die schaute kurz in den Meisennistkasten, aber nicht ins Hummelhaus und ward nie wieder gesehen (siehe Bild links).

Meine Mutter meldete das Hummelnest NEBEN dem Hummelhaus (siehe Absatz 2014) und kündigte an, dies sei ihre letzte Hummelhaus-Test-Saison gewesen. Das Ding komme ab sofort in die Scheune, da könnte es auch bezogen werden.

Und dann, das Unglaubliche, nicht mehr Erwartete: Eine Wiesenhummelkönigin zieht im April 2017 ins Hummelhaus der Schwiegermutter ein. Die ganze Familie freut sich.

Fortsetzung folgt!

Bauanleitungen für Hummel-Nisthilfen

Informationen zu Hummel-Nisthilfen und eine Bauanleitung findet man im Buch Wildbienen. Die anderen Bienen von Paul Westrich auf den Seiten 124 bis 129

Auf dem Blog Aktion Hummelschutz findet man auch eine Bauanleitung

Und hier noch ein Link zu der Bauanleitung unserer Hummelhäuser auf der Seite „Pollenhöschen“

 

9 Kommentare zu “Hummel im Haus

  1. Hallihallo!

    Die Links vom Hummelfreund funktionieren leider nicht mehr. Aber die Anleitungen gibt es weiterhin hier:

    https://pollenhoeschen.de/hummeln-ansiedeln/hummelhaus-1/bauanleitungen-hummelhaus/

    Grüße Stefan

    • Redaktion

      Lieber Stefan, dankeschön für den Hinweis und den Link. Ich habe ihn oben bei den weiterführenden Links auch gleich ausgetauscht. Herzliche Grüße, Katharina

  2. Anonymous

    Achja, und das Buch hat der Herr F. im Adventskalender gehabt – ich warte schon ungeduldig, daß er’s endlich ausliest….

  3. Ha!
    Dabei wollte ich schon immer so gern einen Hummelkasten- bei uns sind sie zwar unterwegs, aber noch nie konnte ich beobachten, wo sie wohnen. Dafür waren sie bei Nachbars n einem Vogelkasten – da wurde ich als Imkerin gefragt, ob das denn nun Bienen seien oder nicht (riesige Hummeln, ich meine mich zu entsinnen, daß es Erd(!)hummeln waren!!) und ob die den Kindern evtl gefährlich werden könnten (das Häuschen hing relativ niedrig) Da die Kinder schon so groß sind, daß man ihnen zuverlässig beibringen kann, die Hummeln in Ruhe zu lassen durften die Hummeln dableiben 🙂
    Nuja, die Ausgabe für den Nistkasten werde ich mir dann wohl sparen….

  4. Franz Gans

    Super, alles Gute für die „Dicken“

  5. Bumblebee-Nerd

    Da es so gut geklappt hat mit dem Einzug einer Wiesenhummel in unser Hummelhaus, haben wir jetzt eine zweite Nisthilfe aufgestellt. Voller Erwartung stehen wir nun täglich vor dem Häuschen und beobachten alle Flugobjekte, die sich an unseren Blüten laben. Ich hätte niemals gedacht, dass mir diese kleinen wuseligen Insekten so viel Freude bereiten!

  6. Herzlichen Glückwunsch zum Wiesenhummelvolk und viel Freude damit!

  7. Brigitte

    Wenn die Hummel wüsste, welches Vergnügen sie Euch durch die Wahl ihrer Wohnung bereitet. Ja, man soll nie zu schnell aufgeben.

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