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Gärtner-Wissen: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren

Erster Advent. Dürfte ich Sie kurz beim Lebkuchen-Knabbern stören? Haben Sie an Bienenfutter auf dem Balkon im Frühjahr gedacht? Es ist nämlich noch lange nicht zu spät, um die Zwiebeln von Krokussen, Tulpen, Traubenhyazinthen oder Zierlauch-Arten in Töpfe zu pflanzen. Wie das geht, welche Pflanzgefäße sich eignen und wie man die Zwiebeln auf dem Balkon gut über den Winter bringt, verrät Frau Baur von der Bio-Gärtnerei Gaißmayer den Leserinnen und Lesern des Wilden-Meter-Blogs.

Frau Baur, heute ist der erste Advent. Ist es zu spät, um Zwiebeln auf dem Balkon zu pflanzen?

Nein, Pflanzgefäße können mit den meisten Blumenzwiebelarten auch noch spät im Jahr bestückt werden – selbst im Advent ist das noch möglich. Bei strengen Frösten lassen sich die Töpfe, Schalen und Kästen problemlos in einen kühlen Keller stellen; die Zwiebeln bilden dort ebenfalls bereitwillig Wurzeln – und darauf kommt es ja an.

Ist es überhaupt sinnvoll, Zwiebelpflanzen in Töpfen auf dem Balkon zu kultivieren?

Kaum eine Pflanzengruppe lässt sich so gut in Gefäßen kultivieren wie Pflanzen aus Zwiebeln und Knollen. Der Grund ist ganz einfach: Sie bilden keine überdimensionierten Wurzelsysteme aus und passen daher perfekt in (fast) jeden Topf.

Was benötigt man dazu?

Nur das Pflanzgut, Gefäße und Pflanzerde.

Muss man bei der Auswahl der Töpfe etwas beachten?

Je größer das Pflanzgefäß ist, umso besser. In großen Töpfen ist das Klima ausgeglichener als in kleinen. Und je größer der Topf ist, umso mehr Bereiche gibt es, die nicht direkt neben der Wand des Pflanzgefäßes liegen, wo die Kälte direkt auf die Wurzeln einwirkt. Am besten lassen Sie die Randbereiche frei und setzen die Zwiebeln mehr in die inneren Bereiche des Topfs.

Wie tief müssen Zwiebeln und Knollen im Topf gesetzt werden?

Genau so wie im Gartenboden auch. In der Regel werden Zwiebel- und Knollengewächse zweimal so tief gepflanzt, wie die Zwiebel hoch ist. [Anm. d. Red.: siehe PDF unten „Kulturanleitung für Zwiebelpflanzen] Da unterschiedliche Arten der Zwiebel- und Knollenpflanzen unterschiedlich groß sind und so auch unterschiedliche Pflanztiefen erfodern, lässt sich ein Gefäß mit ihnen auch gut schichtweise bestücken. Zuunterst kommen die größten Vertreter der Auswahl – meist sind das Tulpen oder Narzissen. Diese werden dann mit einer Lage Erde bedeckt. Das bildet die Basis, auf die wiederum die nächste Lage Pflanzgut verteilt wird – beispielsweise Krokusse, Anemonen oder Traubenhyazinthen.

Gibt es sonst noch etwas beachten?

Wie bei allen anderen Topfbepflanzungen auch, müssen die Böden der Pflanzgefäße Löcher haben, damit Gieß- und Regenwasser gut ablaufen können und sich keine Staunässe bildet. Am besten bedeckt man den Boden mit grobem Kies, Tonscherben oder Ähnlichem.

Welches Substrat empfehlen Sie für Krokusse, Muscari, Tulipa und Allium im Topf?

An das Pflanzsubstrat stellen die meisten Zwiebel- und Knollengewächse keine besonderen Ansprüche, Hauptsache es ist durchlässig. Eine übliche Blumenerde, möglichst torffrei, reicht völlig aus.

Wo stelle ich die Töpfe mit den Zwiebeln im Winter am besten hin?

Lassen Sie die Töpfe nicht einfach frei stehen, sondern stellen Sie diese an eine Hauswand, so dass sie zumindest von einer Seite her etwas geschützt sind. Am besten sollten sie auch in einer schattigen Zone stehen, um einen Wechsel von direkter Sonne und Schatten zu vermeiden. Gut ist es auch, die Töpfe zusammenzustellen und beispielsweise mit Jute oder Ähnlichem zu umwickeln, so dass die Kälte nicht seitlich direkt auf die Zwiebeln und Wurzeln trifft, sondern nur von oben auf den Topf wirkt, wie im Beet.

Welchen Grund hat das?

Starke Temperaturschwankungen im Topf bzw. der Wechsel zwischen Auftauen und Zufrieren sollte vermieden werden. Das ist Stress für die Pflanzen.

Kann ich die Pflanzgefäße mit den Zwiebeln noch irgendwie zusätzlich schützen?

Stellen Sie die Gefäße in die Garage oder in ein Gartenhaus – im Keller ist es meistens zu warm. Falls Sie die Gefäße direkt auf dem Balkon überwintern müssen, empfehle ich Ihnen, die Gefäße auf dem Balkon nicht direkt auf den Boden, sondern auf eine isolierende Schicht zu stellen, zum Beispiel auf Holz.

Sollen die Töpfe im Winter im Licht stehen oder sollen sie eher komplett dunkel stehen?

Dunkel ist in Ordnung – wichtiger ist vor allem, dass es nicht zu warm ist. Ans Licht müssen die Gefäße erst dann wieder, wenn die Zwiebeln anfangen zu treiben.

Manchmal treiben bei mir auf dem Balkon die Zwiebeln schon im Dezember wieder aus. Habe ich da etwas falsch gemacht bzw. was muss ich da machen?

Es macht nichts, wenn die Zwiebel schon im Dezember wieder austreiben – das kommt je nach Witterung schon mal vor. Wichtig wäre, dass man bei starken Frösten die Austriebe etwas mit Vlies o. Ä. schützt.

Muss ich im Winter gießen? Wenn ja wie viel?

Gegossen wird sehr zurückhaltend; keinesfalls dürfen die Zwiebeln und Knollen nass stehen, denn dann ist Fäulnis vorprogrammiert.

NACH DER BLÜTE

Wenn ich die Zwiebeln im Topf übersommere, ab wann muss ich aufhören zu gießen bzw. wie viel muss ich im Sommer gießen?

Nach der Blüte versetzt man die Gefäße an einen diskreten sonnigen Platz. Solange das Laub noch grün ist, ist eine ausreichende Wasserzufuhr wichtig und eine letzte Düngergabe fördert das Wachstum. Beginnt das Laub zu vergilben, hört man auf zu gießen. Das Wachstum ist für diese Saison abgeschlossen und die letzten Energiereste werden aus den Blättern abgezogen und in der Zwiebel eingelagert. Jetzt sollten die Töpfe auch vor Regen geschützt stehen und gleichzeitig der Sonne voll ausgesetzt werden. Je trockener und wärmer, desto besser.

Können die Zwiebeln mehrere Jahre im Topf bleiben? Oder wird es dann zu eng mit den Brutzwiebeln?

Mitte August nimmt man die Zwiebeln aus den Töpfen und lagert sie an einem trockenen, kühlen und dunklen Platz bis man diese im Oktober wieder einsetzen kann. Meist hat sich nicht nur eine Zwiebel aufgebaut, die die erschöpfte Zwiebel der ersten Pflanzung ersetzt. Bei wüchsigeren Sorten findet man zusätzlich noch eine oder mehrere Tochterzwiebeln, die vereinzelt gepflanzt, nach geraumer Zeit ebenfalls zur Blüte kommen. Der Bestand kann sich so nicht nur halten, sondern auch vermehren. Und ein wichtiger Tipp: Versetzen Sie neu gewonnene Zwiebeln unbedingt in ein neues Substrat – so beugen Sie Pilzkrankheiten vor.

Könnte ich die Zwiebeln auch gleich wieder einpflanzen oder muss ich die bis Oktober lagern?

Wenn man gar keine Lagermöglichkeiten hat, dann können diese im Notfall auch gleich wieder eingepflanzt werden. Wichtig ist, dass auf keinen Fall zuviel gegossen wird, da die Zwiebeln sonst gammeln könnten.

Wenn ich auf dem Balkon keinen Platz habe, um die Töpfe nach dem Einziehen der Blätter bis August trocken und sonnig zu stellen, wäre es aus Ihrer Sicht eine Lösung, die Zwiebeln nach dem Einziehen der Blätter auszugraben und bis zum Herbst zu lagern?

Ja, das wäre eine Möglichkeit. Die Zwiebel sollten dann ca. ab Oktober wieder in die Erde kommen.

 


Zwiebel-Tipps zur Boden- und Beetvorbereitung, zur Pflanzung, Düngung und Pflege sowie spezifische Kulturtipps für unterschiedliche Pflanzen wie Allium, Tulpen oder Narzissen findet man in zwei Publikationen der Staudengärtnerei Gaißmayer.

Kurzversion: Staudengärtnerei Gaißmayer: Kulturanleitung für Blumenzwiebeln (PDF) (gratis)
Langversion: Zwiebel-Fibel (5,50 Euro plus Versandkosten)

Online-Shop Staudengärtnerei Gaißmayer: Blumenzwiebeln


Elfenkrokus-Knollen (Crocus tommasinianus) von der Gärtnerei Gaißmayer
Diese 50 Elfenkrokus-Knollen und 105 weitere Knollen und Zwiebeln habe ich im Oktober auf dem Wilden Meter gepflanzt. Darüber berichte ich im nächsten Beitrag.

 

8 Kommentare zu “Gärtner-Wissen: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren

  1. […] Wie man Zwiebelblumen in Pflanzgefäßen am besten kultiviert, erläutert Sarah Baur von der Staudengärtnerei Gaißmayer in einem Interview hier auf der Website in der Rubrik „Gärtner-Wissen“: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren […]

  2. Wie sieht es denn aus, wenn die Blätter von Traubenhyzinthen „eingezogen“ sind? Meine werden (nach sehr schöner Blüte) jetzt (Anfang/Mitte Mai) gelb an den Spitzen und das bedeutet wohl, wie der Artikel aussagt, dass jetzt die Phase „trocken und sonnig“ beginnen sollte. Ist das metaphorisch zu verstehen: Einziehen von Energie oder werden die echt kleiner/dünner?

    • Wilder Meter

      Wenn die Zwiebelpflanzen die Blätter einziehen, dann bedeutet das, dass diese vergilben, also erst gelb werden, später braun, und dann ganz vertrocknen. Die Pflanze hat dann keine oberirdischen Teile (=Laubblätter) mehr. Es ist also eher metaphorisch gemeint. Die Pflanze zieht sich oberirdisch zurück. Die Zwiebel ruht dann. Beim „Einziehen“ der Blätter werden bereits Nährstoffe aus den Blättern in die Zwiebel eingelagert, die die Pflanze später braucht. Die Blätter sollte man erst entfernen, wenn sie ganz trocken sind. Du kannst jetzt aufhören zu gießen und die Pflanzgefäße trocken und sonnig stellen. Die Traubenhyzinthen treiben im Gegensatz zu Krokussen beispielsweise im Herbst schon wieder aus, das heißt, es wachsen grüne Laubblätter aus der Zwiebel über die Erde.

      Hier noch einmal die Antwort von Frau Baur, die auch oben im Text steht:

      „Nach der Blüte versetzt man die Gefäße an einen diskreten sonnigen Platz. Solange das Laub noch grün ist, ist eine ausreichende Wasserzufuhr wichtig und eine letzte Düngergabe fördert das Wachstum. Beginnt das Laub zu vergilben, hört man auf zu gießen. Das Wachstum ist für diese Saison abgeschlossen und die letzten Energiereste werden aus den Blättern abgezogen und in der Zwiebel eingelagert. Jetzt sollten die Töpfe auch vor Regen geschützt stehen und gleichzeitig der Sonne voll ausgesetzt werden. Je trockener und wärmer, desto besser.“

  3. […] Anleitung von Frau Baur von der Gärtnerei Gaißmayr behandelt habe, wie ich meine (siehe Beitrag: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren). Aber eventuell ist die Universalerde von Ökohum nicht so optimal für sie gewesen oder etwas […]

  4. […] Erinnerung: Im Zwiebel-Interview sagte Frau Baur: „Da unterschiedliche Arten der Zwiebel- und Knollenpflanzen unterschiedlich […]

  5. […] Interview mit einer Gärtnerin der Staudengärtnerei Gaißmayer zum Kultivieren von Zwiebeln und Knollen in Töpfen:Gärtner-Wissen: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren […]

  6. […] Die Pflanzgefäße mit Stauden und Zwiebeln stehen jetzt eng zusammen auf dem Holzrost direkt an der Hauswand und sind rundherum noch mit Luftpolsterfolie, Jutesäcken und Kokosmatten eingepackt. Ausführliche Informationen zur Überwinterung von Stauden in Töpfen finden Sie im Beitrag Winterlager  vom 15. Dezember 2017. Informationen zum richtigen Überwintern von Zwiebeltöpfen finden sich im Beitrag vom 2. Dezember 2018: Wie Sie Zwiebeln und Knollen richtig in Töpfen kultivieren […]

  7. Danke für den guten Beitrag, gerade, was die Pflanztiefe angeht.

    Eine schöne Zeit,
    Franziska

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