Gärtnerwissen Rubrik Wildpflanzen

Susannes Staudentipps: #1 Frühjahrsputz in Topf und Kasten

Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Beitrag startet eine neue Serie auf dem Blog. Die Staudengärtnerin Susanne Spatz-Behmenburg gibt monatlich wertvolle Tipps zum Gärtnern mit Wildpflanzen auf dem Balkon. Susanne ist manchen Blogleserinnen und -lesern vielleicht schon bekannt: In ihrer Gärtnerei südlich von München kaufe ich häufig insektenfreundliche Wildpflanzenstauden für meinen Wilden Meter. Zur Auswahl und Pflege habe ich meistens viele Fragen und so entstand die Idee, auch alle Blogleser von ihren Tipps profitieren zu lassen.

Susanne Spatz-Behmenburg in ihrer Gärtnerei
Susanne Spatz-Behmenburg in ihrer Gärtnerei

Heute erklärt Susanne die unterschiedlichen Überwinterungsstrategien von Stauden und gibt Tipps für den Frühjahrsputz in Topf und Kasten. Das ist eine gute Nachricht für alle Balkongärtner, die es jetzt schon ungeduldig hinausdrängt, obwohl es kalt und windig ist.

Aufgemerkt, ihr armen Geranienpetuniengartencenter-Balkongärtner, die ihr die Eisheiligen im Mai abwarten müsst: Die Saison für Wildpflanzen-Balkongärtner startet jetzt! Es geht los mit Schnippeln und Zupfen.

Frische Triebe im Frühling

Mit den länger werdenden Tagen beginnt sich auch das Leben im Blumenkasten zu regen: Die ersten Frühlingsblüher stecken ihre Köpfchen aus der Erde und erste Triebe der Stauden erscheinen. Jetzt ist es an der Zeit, die alten Blätter und Stängel der Stauden zu entfernen, um Platz für frisches Grün zu schaffen. Alles, was vertrocknet und braun ist, wird nun bodeneben abgeschnitten oder abgezupft. Die meisten winterharten Stauden, z.B. Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Goldhaar-Aster (Aster linosyris) oder Graslilie (Anthericum ramosum) sterben im Herbst oberirdisch ab und überwintern gut geschützt unter der Erde, bis dann im Frühjahr die ganze Pflanzen komplett neu heranwächst.

Beispiel Schnittlauch:

Staudenrückschnitt im Frühjahr am Beispiel Schnittlauch
Schnittlauch vorher
Staudenrückschnitt im Frühjahr am Beispiel Schnittlauch
Schnittlauch nachher

Grüne Blattrosetten im Herbst

Manche Arten, zum Beispiel Tauben-Skabiosen (Scabiosa columbaria), Nachtkerzen (Oenothera biennis), Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) oder Färberkamille (Anthemis tinctoria) – bilden bereits im Herbst grüne Blattrosetten für die neue Saison. Sie erfreuen uns den ganzen Winter über mit etwas Grün und können jetzt im Frühjahr direkt durchstarten. Hier reicht es aus, die alten Stängel bis zur Rosette zurückzuschneiden und eventuelle braune Blätter mit der Hand auszuzupfen.

Beispiel Färberkamille:

Färberkamille vor dem Rückschnitt
Färberkamille vorher
Färberkamille nach dem Rückschnitt
Färberkamille nachher

Die Immergrünen

Die dritte Gruppe der Überwinterungsstrategen sind die immergrünen Pflanzen, zum Beipiel Polster-Glockenblume (Campanula portenschlagiana), Kleines Immergrün (Vinca minor), Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris), Berg-Bohnenkraut (Satureja montana) und Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia). Sie sehen das ganze Jahr über grün und lebendig aus. Hier muss nichts gemacht werden.

Beispiele: Bergbohnenkraut und Katzenpfötchen

Bergbohnenkraut
Immergrün: Bergbohnenkraut (Satureja montana)
Katzenpfötchen
Immergrün: Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia)

Übrigens: In der Natur gibt es keinen Rückschnitt in dem Sinne, hier werden die alten Triebe einfach von den neuen durch- und überwachsen. Manches wird vielleicht durch den Wind oder Tiere weggerissen. Auf dem Balkon dient das Schneiden und Zupfen vor allem ästhetischen Zwecken, verhindert aber auch, zum Beispiel beim Schnittlauch, ein Schimmeln und Faulen der neuen Triebe.

Über Susanne Spatz-Behmenburg (42)

Die Staudengärtnerin und Landschaftsarchitektin (Dipl.-Ing.) gründete 2004 ihre eigene Bioland-Staudengärtnerei auf dem elterlichen Biolandbau-Anwesen auf dem Kreilhof bei Peißenberg, etwa 60 Kilometer südlich von München. Von Anfang an hatte sie Wildpflanzen im Angebot, für die sie eine besondere Vorliebe hatte. „Schon als Kind war mein Lieblingsplatz in den blütenreichen Streuwiesen der Umgebung“, berichtet sie. 2015 stieß Spatz-Behmenburg über eine Tagung auf den gleichgesinnten Naturgartenverein. Sie baute ihr Wildpflanzen-Sortiment in der Gärtnerei aus und wurde offizieller Fachbetrieb für Wildpflanzenproduktion. Die Nachfrage nach insektenfreundlichen Stauden und heimischen Wildstauden ist seither deutlich gestiegen. 2017 vergrößerte Spatz-Behmenburg den Betrieb durch eine Zusammenlegung mit der Gärtnerei von Alexander Frank auf ihrem Gelände auf dem Kreilhof. Momentan werden ca. 700 verschiedene Arten von heimischen Wildstauden und deren Sorten direkt in der Gärtnerei vermehrt.

Susanne Spatz-Behmenburg lebt mit Mann und Tochter auf dem Kreilhof. Ein weiterer Teil des Familienbetriebs wird durch ihre Eltern Birgit und Günter und ihren Neffen Leonhard Spatz betrieben, die gemeinsam Heidelbeeren zum Selberpflücken und Spezialitäten vom Rotwild in Bioland-Qualität produzieren.

Gärtner-Wissen für Leser des Wilden-Meter-Blogs

Susannes Staudentipps finden Sie mit einem Klick in der Kategorie Gärtner-Wissen. Dort und im Bereich Ratgeber in der Hauptnavigation finden alle Ein- und Umsteiger zusätzlich Informationen, Erfahrungen und Anleitungen für den Start und die Pflege von Wildpflanzen im Kasten und Kübel. Wer ganz neu auf der Wilden-Meter-Seite und vielleicht noch unentschieden ist, ob er seine Geranien aufgeben soll, dem seien noch die 10 Gründe für einen Wildpflanzenbalkon ans Herz gelegt. Sie sehen, es gibt keine Ausrede mehr, nicht endlich anzufangen!

Mehr Informationen zur Staudengärtnerei Spatz & Frank am Kreilhof:
www.staudenspatz.de

Blick in die Staudengärtnerei

 

4 Kommentare zu “Susannes Staudentipps: #1 Frühjahrsputz in Topf und Kasten

  1. Ja, das mit den alten Stängeln und Blättern ist so ein Thema. Seitdem ich beim Nordischen Garten (AT) gehört habe, dass unter manch großblättriger Pflanzenrosette gerne Marienkäfer (und bestimmt auch andere Kleinsttiere) überdauern, mag ich den Frühjahrsputz gar nicht mehr durchführen. Bilde mir sogar ein, im letzten Jahr gleich mehr Marienkäfer als sonst gesehen zu haben.
    Und von einem Naturgarten-Fachbetrieb gab es die Empfehlung, erst ab April alte Saatstände zu entfernen, ein paar Stiele aber mit 10-30cm stehen zu lassen. Das probiere ich inzwischen auch aus. Wobei viele Stängel natürlich nach viel feuchter Witterung von alleine umfallen.
    Meine Topfpflanzen werden aber auch durch einen kleinen, wilden Garten unterstützt. Da stört die Optik nicht mehr. ;-p

  2. Super! Vielen Dank für die tollen Tips, die gerade richtig kamen. Jedes Jahr bin ich unsicher gewesen, ob ich das braune Zeugs aus dem Schnittlauch rausschneiden soll. Ich habs dann meist gemacht, war aber immer unsicher. Jetzt kann ich den Rest also guten Gewissens entfernen. Auch über den Zeitpunkt war ich unsicher. Vielen Dank für diesen zur rechten Zeit gewählten Beitrag 🙂 Eine gute Idee finde ich eure Kooperation und danke auch an die Staudengärtnerin!

  3. Petra Hirschberg

    sehr schön. Vom kleinen Garten abgesehen, habe ich meine äußeren Fensterbänke im letzten Jahr mit Balkonkästen ausgestattet, in denen im Moment Frühjahrszwiebelblüher, aber auch schon die ersten Staudenneuaustriebe zu bewundern sind. Also Tipps direkt anwendbar 😉

  4. Bornemann, Jutta

    Eine tolle Idee. Danke!

Hinweis: Ich freue mich über alle Kommentare und den Austausch mit Leserinnen und Lesern. Leider verschluckt das System aber die Kommentare manchmal und ich muss diese erst nachträglich online stellen. Ich bitte deshalb um Geduld und Verständnis!