Mein Wilder Meter ist den Bienen, Hummeln, Fliegen und Schmetterlingen gewidmet. Ob ich die Pflanzen auf meinem Balkon essen kann, ist mir völlig egal. Viele Menschen haben aber vor allem Freude daran, ihr Essen selbst anzubauen. Nutzpflanzengärtner können dennoch ein bisschen was für unsere einheimischen Wildbienen tun. Man muss nur die richtige Auswahl an Kräutern und Gemüse treffen und einen Teil nicht beernten, sondern blühen lassen. Lesen Sie heute Garten-Tipps für bienenfreundliche Köche!
Bald beginnt die Gartensaison, es wird wieder gepflanzt, geerntet und gegessen. Doch können wir die Beete nicht nur für die menschliche Ernährung nutzen. Mit den Blüten der richtigen Kräuter und Gemüsesorten fördern wir auch gefährdete Wildbienen und andere Insekten. Als Gegenleistung bestäuben sie unsere Nutzpflanzen.
Die überwiegende Mehrheit der heimischen Nutz- und Wildpflanzen ist zur Fortpflanzung auf Insekten angewiesen. Die vom Menschen domestizierte Honigbiene schafft die Bestäubung nicht allein. Studien zeigen, dass Wildbienen und andere Insekten häufig eine noch wichtigere Rolle spielen. Besonders fleißig sind beispielsweise die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene, die in ganz Deutschland weit verbreitet und von Ende März bis Mitte Mai zu beobachten sind. Nur wenige hundert Exemplare reichen aus, um einen Hektar Obstbäume zu bestäuben – im Vergleich zu mehreren zehntausend Arbeiterinnen der Honigbiene.
Bestäuber brauchen Blüten
Über die Hälfte der heimischen Bienenarten ist jedoch laut Roter Liste (2011) in ihrem Bestand bedroht. Auch wenn die Ursachen vor allem im Verlust von Lebensraum durch intensive Landwirtschaft und Flächenversiegelung liegen, können wir die nützlichen und friedlichen Tiere im privaten Küchengarten unterstützen. Entscheidend ist, dass wir einen Teil der dafür geeigneten essbaren Pflanzen nicht beernten und zur Blüte kommen lassen. Blüten liefern Bienen und anderen Insekten Pollen und Nektar als Nahrung.
Das Kräuterbeet oder der Kräuterkasten als Nektarquelle
Der bekannte Wildbienenexperte Paul Westrich widmet auf seiner Website www.wildbienen.info im Kapitel „Artenschutz durch Verbesserung des Nahrungsangebots“ den Heil- und Gewürzkräutern samt Gemüsebeet eine ganze Seite. Da viele dieser Kräuter zu den Lippenblütlern gehören, sind sie eine sehr gute nektarreiche Nahrungsquellen für Wildbienen, erklärt der Wissenschaftler. Besonders empfiehlt er Garten-Salbei (Salvia officinalis) (siehe auch Titelbild: Wiesenhummel in einer Salbeiblüte auf dem Balkon meiner Naturbalkon-Mitstreiterin Almuth Dietrich in Hannover. Danke für das schöne Foto! © Almuth Dietrich), Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), Ysop (Hyssopus officinalis), Zitronen-Thymian (Thymus citridorus) und Bergbohnenkraut (Satureja montana). Verschiedene Wollbienen (Anthidium), Wespenbienen (Nomada) und Hummeln (Bombus) verköstigen sich hier am Nektar. Auch Fenchel (Foeniculum vulgare) im Garten ist laut Westrich sehr wertvoll, die Doldenblüten werden gerne von Maskenbienen (Hylaeus) und Blutbienen (Sphecodes) als Nektarquelle genutzt. Die strahlend blauen Blüten des Borretsch (Borago officinalis) erfreuten sich wiederum bei bestimmten Hummelarten großer Beliebtheit.
Der Gemüsegarten als Pollenspender
Bei Nektarquellen sind viele Wildbienenarten jedoch nicht so wählerisch bei der Nahrungspflanze wie beim Pollen, den sie zur Versorgung ihrer Brut sammeln. Rund ein Drittel unserer einheimischen Wildbienen sind spezialisiert, das heißt, sie ernten nur Pollen von bestimmten Pflanzenfamilien oder -gattungen. Fehlt die Pflanze, fehlt irgendwann die Biene. Ein Beispiel ist die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus), die von Juni bis August zu beobachten ist. Die nur acht bis neun Millimeter große Biene ist auf sommerblühende Laucharten (Allium) spezialisiert und kann sehr gut im Gemüsegarten gefördert werden. Laucharten, die Mensch und Biene schmecken, sind Küchenlauch (Allium porrum), Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und Küchenzwiebel (Allium cepa). Die weißen und violetten kugeligen Blüten sind nicht nur bienennützlich, sondern auch dekorativ.
Als reiche Pollenquelle für zahlreiche Wildbienenarten im Gemüsegarten empfiehlt Westrich vor allem die Blüten des Grünkohls (Brassica oleracea cult.). Auch die leuchtend gelben Blüten des winterharten Rosenkohl (Brassica oleracea cult.) nützen im Frühjahr zum Beispiel der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes), der Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) und Hummelköniginnen.
Kräuter und Gemüse in Mischkultur
Noch einmal zurück zu den Kräutern. Schwester Christa Weinrich (OSB) aus der Abtei Fulda, Gartenbauingenieurin und Betreuerin des Klostergartens, lobt in ihrer Gartenzeitschrift „Winke für den Biogärtner“ in der Sommerausgabe 2018 die direkten Auswirkungen der Kräuter auf benachbartes Gemüse in Mischkulturen. An die richtige Stelle gepflanzt unterstützen Kräuter den Gärtner zusätzlich noch im Kampf gegen Schädlinge und Krankheiten oder verbessern die Haltbarkeit und den Geschmack von Obst und Gemüse. Sie erwähnt beispielsweise den Borretsch und Salbei als schädlingsabweisend als Beetumrandung bei Kohlarten. Ein Rosenkohl- oder Grünkohlbeet, eingerahmt von Salbei oder Borretsch, bleibt schädlingsfrei, liefert im Laufe der Zeit wohlschmeckenden Kohl und Kräuter für den Menschen und wertvollen Nektar und Pollen für die Bienen.
Der Artikel ist in leicht geänderter Form am 25. März 2019 auf der Website von Slow Food Deutschland erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Online-Redaktion darf ich ihn auch hier veröffentlichen.
Quellen und weiterführende Informationen:
Paul Westrich: Verbesserung des Nahrungsangebots von Wildbienen – Heil- und Gewürzkräuter, Gemüsebeete
Winke: Gartenzeitschrift aus der Abtei Fulda
Beitrag auf dem Naturbalkon-Blog von Almuth Dietrich zu insektenfördernden Kräutern
Meine Kräuter, die sich derzeit auf dem Balkon befinden, sind auch in allererster Linie für Bienen, Hummeln und andere Fluginsekten…. Es ist eine wahre Freude zu sehen, wenn sich so ein dickes Hummelchen auf eine Blüterebe eines Basilikums setzt und dies sich dann unter der Last vornüberbeugt…. Erdbeeren konnte ich ernten, kleine wilde, die sich bei meiner Arbeitskollegen selbst in den Garten geschummelt hatten und bei mir jetzt auch wild ranken. Mein Rosmarin und mein Thymian wollen nicht blühen, ich weiss noch nicht, was ich falsch gemacht habe. Aber es ist ja mein erster Balkonsommer. Im nächsten bin ich schon schlauer und vielleicht werden dann auch meine „Hotels“ zum „Kinderkriegen“ angenommen….
Borretsch, Gundelrebe und die Blätter der Schafgarbe wandern bei mir in den grünen Smoothie. Auf dem Wunschzettel stehen noch die kleine Bibernelle und Rosmarin.
Wie eben schon geschrieben (weiß gar nicht, wo der Kommentar hin ist), danke für die Verlinkung und die guten Hinweise, daß auch Nutzgartenpflanzen hilfreich für Bienen, Hummeln und Co sein können. Die übernehmen ja ohnehin eine große Bestäuberleistung und je mehr bestäubt wird, umso größer die Ernte und umso besser für den Gärtner 🙂 Also eine win-win Situation! – Jetzt hast du den Blognamen doppelt eingefügt liebe Katharina. Guck noch mal genau hin 🙂 Mir gehts übrigens wie dir, mir ist es auch völlig egal, ob ich davon was essen kann. Ich erfreue mich in erster Linie an den Insekten. Ein paar Monatserdbeeren wären allerdings auch mal wieder schön 🙂