Erde

Die Erde selbst mischen – ein Liebhaber-Projekt

Die Erde haben wir dieses Jahr ganz alleine gemischt, das war Schwerstarbeit. Meine Mutter hatte uns letztes Jahr bei der Herstellung der Erde geholfen, war aber dieses Jahr an Grippe erkrankt. Um torffrei zu gärtnern und Erde für Wildblumen in der Stadt München zu organisieren, war viel Recherche, eine Portion Glück, das Ziehwagerl unseres Nachbarn und ordentlich Muskelarbeit nötig.

Woher bekommt man in München Erde für einen Wildblumenbalkon? Die Rezepte für eigene Erdmischungen und Empfehlungen für „einfache Lösungen“ findet man im Wildpflanzen-Topfbuch von Reinhard Witt. Mit der Witt-Allround-Erde, also Sand oder Kies, Lehm oder unkrautfreien Unterboden und unkrautfreien Kompost zu gleichen Teilen, hatten wir in leicht abgewandelter Weise schon im Jahr zuvor gearbeitet (siehe: Die richtige Blumenerde Teil 1). Da hatten wir aber für die Beschaffung der Bestandteile die Ressourcen meine Mutter und als Arbeitsfläche zum Mischen ihren Gemüsegarten.

Auf der Suche nach wildblumentauglicher Erde

Die „einfache Lösung“ Dachgartensubstrat gab es leider nur für Gewerbetreibende zu kaufen, also Fehlanzeige. Unsere nächste Hoffnung war, dass wir eine Wildblumen-Allround-Erde vielleicht auch irgendwo fertig gemischt kaufen könnten. Greencity e. V. und andere Anlaufstellen, die uns einfielen, waren völlig überfragt. Also doch selbst mischen, aber ohne Gartencenter, war der nächste Plan. Bei den Abfallwirtschaftsbetrieben der Stadt München gab es Kompost, aber keine torffreie, nur torfreduzierte Erde. Kam nicht in Frage. Die Mitarbeiter verkauften uns aber praktische 40-Liter-Gewebesäcke für jeweils einen Euro, falls wir irgendwo fündig werden würden (Anm. d. Red.: Seit 2017 gibt es auch torffreie Münchner Bio-Erde. 40 Liter kosten 6 Euro). In mir reifte bereits der verzweifelte Plan, mit einer Schaufel ins Voralpenland zu fahren und Maulwurferde einzusammeln. Mein Mann streikte. Also gut, dann zu Kölle, um torffreie Pflanzerde zu kaufen. Woher die Komponenten Sand und Kompost kommen sollten, ließen wir erst einmal offen.

Bodenmuster

Die Bodenbörse München West

Kurz vor dem Gartencenter Pflanzen Kölle im Münchner Westen entdeckten wir ein Schild am Straßenrand: Bodenbörse München West. Fortuna meinte es gut mit uns. Die Bodenbörse hatte (fast) alles, was wir brauchten. (Ein faszinierender Ort. Die Atmosphäre erinnert an geheime Treffpunkte in Breaking Bad. Krimiautoren sei ein Ausflug ans Herz gelegt.) Im Büro am Eingang der Bodenbörse gibt es ein Regal mit Mustern. Unkrautfreien Unterboden gab es nicht, den haben wir mit Rotlage ersetzt – nach einem Anruf bei einem halbwegs kundigen Bekannten, die nächstbeste Lösung. Das Problem mit den Samen im Boden war uns schon bekannt aus dem Jahr vorher und erschien uns angesichts der Gesamtproblematik nun vernachlässigbar.

Bodenbörse: Breaking-Bad-Atmosphäre

Idealismus auf die Probe gestellt

Dann bekommt man Schaufeln, Eimer und Wannen in die Hand gedrückt und muss selbst sehen, wie man mit seinen Büro-Ärmchen die Erde ins Auto bekommt. Wir mussten schaufeln und schleppen, bis die Bandscheiben krachten. Unsere Menge – rund 500 Kilogramm – fanden die Mitarbeiter aber viel zu gering, um sie für uns zu mischen. Sie waren mitleidslos und boten sich auch nicht an, mitanzupacken. Ich habe die Aktion in dieser Stunde mehr als einmal bereut. „Welch saublöde Idee!“ Die Erde ist so schwer. Selbst ein Eimer ist alleine fast nicht zu heben, bei den Wannen haben wir zu zweit fast kapituliert. Das Auto ging am Ende auch ganz schön in die Knie. Unser Gärtnernachbar half uns vor der Haustür schließlich mit seinem Lastenwagen aus, so mussten wir die schweren Säcke nur nach unten heben und konnten sie dann zum Aufzug ziehen. Wir hätten die Säcke sonst wahrscheinlich per Kran in den fünften Stock bringen lassen müssen.

Die drei Zutaten aus dem Erdwerk in Säcken von den Stadtwerken

Doch die Tortur war noch nicht zu Ende, aus Kompost, Sand und Erde musste nun noch die eigentliche Pflanzerde zusammengemischt werden. Drei Tage saßen wir auf dem Balkon und habe mit kleinen und größeren Schaufeln und auch mit den Händen die Erde in einer Plastikwanne gemischt. Es war kalt, es war zum Verzweifeln. Wir erklärten uns selbst für verrückt und beschlossen, auf jeden Fall wieder auf normale erwerbbare Gartenerde umzusteigen, so eine Aktion macht man nur einmal im Leben. Jetzt hoffen wir, dass sich die Mühe gelohnt hat und die Bienen-Blumen, die Erde mögen.

3 Kommentare zu “Die Erde selbst mischen – ein Liebhaber-Projekt

  1. Anonymous

    ja ne kann man machen

  2. […] Entweder weil sie als Bienenweide angepriesen wurden oder weil sie mir einfach gut gefallen. Auch die Erde haben wir selbst gemischt, das war […]

  3. […] Nie wieder tun wir uns und unserem Rücken diese Plackerei an, hatten wir uns damals geschworen (siehe Die Erde selbst mischen – ein Liebhaber-Projekt). Sag niemals nie. Ein bisschen schlauer waren wir aber schon dieses Mal und haben die Mengen eher […]

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