Heute möchte ich eine misslungene Premiere vorstellen: meinen ersten Zwiebelschichttopf. Die Blüten des Pupur-Lauchs im Titelbild oben bilden das erfolgreiche Drittel meines Experiments. Ich stelle den Topf auch genauso auf den Balkon, dass ich vom Sofa aus diese Ansicht habe und den Rest nicht sehe. So etwa, wie man nur den hübsch frisierten Kopf und das Jacket einer Nachrichtensprecherin sieht.
So sieht der Rest vom Topf nämlich aktuell aus:
Zur Erinnerung: Im Zwiebel-Interview sagte Frau Baur: „Da unterschiedliche Arten der Zwiebel- und Knollenpflanzen unterschiedlich groß sind und so auch unterschiedliche Pflanztiefen erfodern, lässt sich ein Gefäß mit ihnen auch gut schichtweise bestücken. Zuunterst kommen die größten Vertreter der Auswahl – meist sind das Tulpen oder Narzissen. Diese werden dann mit einer Lage Erde bedeckt. Das bildet die Basis, auf die wiederum die nächste Lage Pflanzgut verteilt wird – beispielsweise Krokusse, Anemonen oder Traubenhyazinthen.“
Ich habe ganz unten den Purpur-Lauch der Sorte Purple Sensation (Allium aflatuense ‚Purple sensation‘) gepflanzt und darüber zwei Tulpenarten: Zwerg-Stern-Tulpen (Tulipa tarda) und Felsen-Tulpen der Sorte ‚Lilac Wonder‘ (Tulipa bakeri ‚Lilac Wonder‘). Als ich auf die Idee mit dem Schichttopf gekommen bin, waren diese drei Zwiebelpflanzen noch übrig. Insofern konnte ich die Tipps zur Pflanzenauswahl der Gärtnerin nicht berücksichtigen, aber die Zwiebeln waren deutlich unterschiedlich groß und demnach aus meiner Sicht für unterschiedliche Pflanztiefen in einem Gefäß geeignet. Alles ist auch wunderbar gewachsen, hat geblüht oder blüht gerade noch. So weit so gut. Aber: Dieser Topf sieht aus wie eine explodierte Perücke!
Ich glaube, ich habe die falschen Arten kombiniert und für die Topfgröße viel zu viele Zwiebeln genommen. Dabei sah am Anfang noch alles ganz vielversprechend aus. Ich freute mich über das üppige Grün im Topf:
Aber in und neben den prächtigen Lauchpflanzen hatten die Tulpen keine große Chance. Die gelben Zwerg-Stern-Tulpen haben zuerst geblüht – leider konnte man sie vor lauter Lauch kaum entdecken.
Die Tulpen in der Mitte kamen gar nicht durch, weil so viele schwere Blätter und Stängel des Lauchs im Weg waren. Die Mauerbienen, die Pollen an den Blüten gesammelt haben, kämpften sich wie durch dichten Urwald in die Mitte des Schichttopfdschungels und plumpsten dabei auch oft genug ein paar Etagen runter. Ich hätte am liebsten kleine Bienen-Macheten und Lianen ausgegeben für die Pollenexpeditionen durchs unwegsame Lauchdickicht.
Den Felsen-Tulpen ‚Lilac Wonder‘ erging es zwei Wochen später nicht anders, sie mussten sich erst zum Licht schlängeln und dann ganz schön strecken, um etwas zur Geltung zu kommen.
Fazit: Meine Methode, Zwiebeln ganz dicht zu pflanzen, um viele Blüten zu erhalten, funktioniert normalerweise sehr gut, im Schichttopf nicht unbedingt. Die Pflanzenkombination war definitiv falsch. Es ist sehr ratsam sich an die Ratschläge erfahrener Gärtner zuhalten. Im Internet habe ich nun auch „Rezepte“ gefunden für diese Art der Topfbepflanzung. Falls jemand eine erprobte Pflanzenkombination weiß, bitte gerne Bescheid geben.
Schön, auch im Blogland mal von einem „abverhaiten“ Versuch zu lesen. Ja, wir sollten definitiv öfters von Misserfolgen berichten. Der Erzählwert dieser Geschichten ist nämlich unbezahlbar. Ich war am Samstag in der Buchhandlung. Habe da einen Kalender mit den grössten Misserfolgen der Geschichte in den Händen gehabt. Liebe Grüsse von Regula
Es gibt doch bei Bewerbungsfragen immer diese (doofe) Standardfrage: „Was ist Ihre größte Schwäche?“ In Zukunft könnte ich antworten: „Zwiebelschichttöpfe“ 🙂
Bei dem Titel mußte ich doch sehr lachen 🙂 !!! Aber es ist gut, daß du auch die Fehlschläge hier zeigst. Man lernt doch eine Menge daraus. Ich habe sowas ähnliches mal im Kleinformat versucht. Mir ging es ähnlich, daß ich die Größe der Zwiebeln und die Wuchshöhe der eigentlichen Pflanzen unterschätzt habe. Bei der einen Art kam es gar nicht zur Blüte, Vermutlich, weil der Topf viel zu klein war. Aber ich finde, deine Tulpen sehen in diesem Blattdschungel sogar ganz hübsch aus. Du wirst es ja nicht wiederholen, aber für den Moment finde ich es gar nicht mal sooo schlecht. Ja, wieder was dazugelernt! Danke für die Tips und noch viel Freude mit deiner explodierten Perücke ^^
In Herrn Witts Wildpflanzentopfbuch (in dem Sie ja auch vertreten sind) sind zwei empfohlene Kombis drin: Wildtulpe Batalinii „Bright Gem“ mit spät splühendem Berglauch „Glaucum“ (über die Art der Pflanzung bzw. Schichtung ist nichts notiert) sowie Sterntulpenzwiebel mit darüber eingeschichtetem Berglauch-Hybriden „Millenium“. Beides laut Buch über Jahre bewährte Zwiebeltopf-Kombis. Vielleicht aufgrund der späten Blütezeit der gewählten Berglauchsorten erfolgsversprechender, da den Tulpen mehr Raum zur Blütezeit gelassen wird? Auf jeden Fall eine Zweierkombi, die ich diesen Herbst einmal ansetzen wollte! Die „Lilac Wonder“ Felsen-Tulpen sind im übrigen traumhaft schön – und nun ebenfalls notiert! Viele Grüße, Christine
Liebe Christine, vielen herzlichen Dank für den Hinweis. Hab mir doch gleich mal das Wittsche Werk geholt. Für alle, die es besitzen, diese Kombination ist in der 4. Auflage auf Seite 223 zu finden. Aufgrund dieser Berglauch-Besprechungen hab ich mir auch den ‚Glaucum‘ geholt. Der ist jetzt bei mir neben der Wildform des Berglauchs seit SEptember 2018 im Kasten und ich bin gespannt, wie die beiden sich diesen Sommer entwickeln. Auf dem oberen Foto, auf dem die Tulpe blüht, sieht man die Blätter des Glaucum-Berglauchs neben den Tulpen links vorne im Topf. Ich meine, dass das dann eher eine Pflanzkombination sein könnte, nebeneinander, aber nicht übereinander. Da sind noch drei andere Pflanzen mit dabei. Soweit ich sehe, hat Reinhard Witt leider die anderen Arten nicht aufgeführt. Ich habe ja sonst ein mobiles Rotationssystem, um den Platz möglichst gut zu nutzen, das in dem Buch beschrieben ist. Ich wollte aber unbedingt mal dieses Schichtsystem probieren. Auf Facebook hab ich jetzt auch nur von missglückten Experimenten gelesen. Aber ich werde mir nun die Batalinii-Tulpen im Herbst besorgen und in den Berglauch-Topf pflanzen 🙂 Vielen Dank für den Tipp! 🙂 Herzliche Grüße, Katharina
PS: Für alle Mitleser: Dieses Buch ist von vorne bis hinten voller reichhaltiger Informationen und Pflanzvorschlägen. Man kann sie nie alle im Kopf haben, aber es lohnt, immer wieder mal reinzuschauen, um sich inspieren zu lassen. Je länger ich meinen Balkon habe, desto mehr profitiere ich eigentlich davon, weil ich selbst mehr Erfahrung habe.
Ja, bei diesem Pflanzvorschlag sind eindeutig noch andere, nicht aufgeführte Vertreter mit im Topf. Aber vielleicht in der Tat dann etwas für ein Nebeneinander. Der zweite Pflanzvorschlag ist auf S. 324 zu fnden. Hier scheint der Millenium im Schichtsystem über den Tulpen gepflanzt bzw. gesteckt zu sein?
Ich bin gerade erst dabei, das Thema Wildpflanzen im Topf zu entdecken. Das Wittsche Buch ist für den Einstieg wirklich prall gefüllt mit Infos. Einmal durchgelesen, bleibt es momentan trotzdem immer in greifbarer Nähe – als Nachschlagewerk. Auch die Einbeziehung von Erfahrungen anderer Balkon- und Terrassengärtner finde ich toll. So bin ich auf Ihrem Blog gelandet 🙂 Ebenfalls eine tolle Inspirationsquelle! In diesem Sinne vielen Dank für’s Fotografieren, Schreiben und auch Fehlschläge bzw. „Balkonkatastrophen“ dokumentieren! Für einen Einstieger ist auch das sehr ermutigend, klappt doch nicht immer alles so, wie man es sich vorgestellt hat. Viele Grüße, Christine