Den Artikel habe ich 2018 veröffentlicht, aber er ist immer noch aktuell. Ich säe die Mischung M12 jedes Jahr aus (Stand 2023)
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Im fünften Jahr säe ich nun M12 in meine Blumenkästen, quasi schon so etwas wie „der Klassiker“ auf dem Wilden Meter. M12 ist die „Blumenwiesen-Mischung Nummer 12 für die freie Landschaft und den Hausgarten“ der Syringa Kräutergärtnerei in Hilzingen-Binningen in Baden-Württemberg. Sie wurde 2013 von Dipl.-Biol. Bernd Dittrich und dem Wildbienen-Experten Dr. Paul Westrich zusammen entwickelt. Der Produktname lautet: „Wildblumen-Mischung für Wildbienen. Saatgutmischung mit einjährigen einheimischen Pflanzen“
Die Mischung enthält laut Beschreibung „21 einheimische und 2 eingebürgerte einjährige Arten aber keine, die als invasiv gelten. Wegerichblättriger Natternkopf und weiße Resede stammen aus dem Mittelmeerraum und sind in Deutschland unbeständig. (…) 18 Arten sind auch für das menschliche Auge sehr attraktiv. (…) Alle 23 Arten stellen jedoch ein wichtiges Nahrungsangebot für Honig- und Wildbienen dar, zu denen u. a. Seidenbienen, Pelzbienen, Mauerbienen, Holzbienen und Hummeln zählen. Zur Brutversorgung werden Nektar, aber vor allem Blütenpollen benötigt, den die Wildbienen an den angebotenen Pflanzen reichlich finden.“
Die Artenzusammensetzung von M12:
Acker-Rittersporn (Consolida regalis)
Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis)
Acker-Ringelblume (Calendula arvensis)
Acker-Senf (Sinapis arvensis)
Färberkamille (Anthemis tinctoria)
Flachs / Blauer Lein (Linum usitatissimum)
Gelb-Senf (Sinapis alba)
Graukresse (Berteroa incana)
Hederich (Rhaphanus raphastistrum)
Kamille, Echte (Matricaria chamomilla /recutita)
Kamille, Geruchslose (Matricaria inodora)
Klatschmohn (Papaver rhoeas)
Kornblumen (Centaurea cyanus)
Kuhkraut (Vaccaria hispanica)
Nelken-Leimkraut (Silene armeria)
Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus)
Saat-Wucherblume (Chrysanthemum segetum)
Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis)
Strahlenbreitsame (Orlaya grandiflora)
Wegerich-Natternkopf (Echium plantagineum)
Weiße Resede (Reseda alba)
Wilde Möhre (Daucus carota)
Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)
Zu M12 mische ich noch andere Samen einjähriger Sommerblumen. Entweder weil ich es einfach schön finde oder weil ich den Anteil von Pflanzen, die bei den Bienen und Vögeln im Viertel besonderen Zuspruch erfahren haben, in der Mischung erhöhen möchte.
Samen einjähriger Sommerblumen von Bingenheimer Saatgut, die ich dieses Jahr zur Syringa-Mischung dazu gemischt habe:
Kornblumen, Farbmischung (Centaurea cyanus): Die gefällt mir persönlich wegen der Farbtupfer in Rosa, Violett, Blau und Weiß, aber Kornblumen haben auch noch andere Vorteile. Sie sind sehr nektarhaltig und der Nektar hat auch noch einen hohen Zuckergehalt, sie blühen lange und die Stieglitze mögen die Samen. Kurz: Von Kornblumen kann man eigentlich nie zuviele haben.
Wegerich-Natternkopf (Echium plantagineum): Dieser einjährige Natternkopf ist ebenfalls in M12 enthalten. Ich finde die Pflanze sehr hübsch und die Grünfinken ernten nach der Blüte die Samen.
Roter Lein (Linum grandiflorum): Am Roten Lein war bei mir noch nie ein Insekt zu beobachten, aber die knallig roten Farbtupfer finde ich sehr bereichernd in der bunten Sommerpalette, und die einzelne Pflanze braucht sehr wenig Platz.
Außerdem eigene Samen von meinem Balkon :
Kornrade (Agrostemma githago): Ich hatte noch welche von 2015 und welche vom letzten Jahr, ein paar werden schon aufgehen, hoffe ich.
Das alljährliche Samentütchen-Gruppenfoto:
Ich säe die Mischung „M12 et al.“ jedes Jahr im März nach der letzten Frostperiode direkt in meine Blumenkästen. Meine Erfahrung der letzten vier Jahre: Von manchen Arten gehen viele auf, von manchen wenige und von einigen gar keine. Das hat wahrscheinlich mit dem jeweiligen Substrat, der Witterung und dem Standort zu tun.
Von folgenden Arten der M12-Liste ist noch nie eine einzige Pflanze in meinen Kästen aufgegangen: Acker-Rittersporn, Sommer-Adonisröschen, Rapunzel-Glockenblume und Weiße Resede. Mal sehen, was dieses Jahr bringt.
Experten-Aussaat-Tipps
Reinhard Witt rät im „Wildpflanzen-Topfbuch“ zur Direktaussaat der Ackerwildkräuter in Töpfe und Kästen. Das hat bei mir immer gut geklappt. Er schreibt auch, man solle für die oberen Zentimeter nährstoffarme Anzuchterde verwenden. Das habe ich ausprobiert. Funktioniert auch sehr gut. (Anmerkung der Red. vom 10. Mai: Im ursprünglichen Beitrag vom 28. April stand „Ich kann jedoch keinen Unterschied feststellen zu den Kästen ohne Anzuchterde.“ Das ist dieses Jahr anders. Der Kasten mit der Schicht Anzuchterde oben drauf ist am besten gewachsen.)
Dieses Jahr habe ich für meine Leser extra noch einmal bei Syringa angerufen, um für die Mischung M12, die ja eigentlich für das Freiland gedacht ist, noch Rat für den Balkon einzuholen. Auch Brigitte Dittrich, Inhaberin der Gärtnerei Syringa empfiehlt auf dem Balkon die Direkt-Aussaat in torffreie Pflanzerde. Die Begründung: „In einen Blumenkasten säen Sie ja sehr dicht. Das hat mit der freien Landschaft nichts zu tun. Je mehr Pflanzen auf engem Raum stehen, desto mehr Nährstoffe brauchen sie.“ Düngen solle man aber nicht noch extra, die Nährstoffe in den vorgemischten Pflanzerden reichen. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Pflanzen nicht mehr richtig standfest sind.
Dann konnte es los gehen!
Ansaaten 2018: The Making-of
„Prinzipiell kann zwischen März und Oktober ausgesät werden. Das frühe Frühjahr bzw. der Herbst eignen sich nach unseren Erfahrungen am besten. Im Hausgartenbereich kann natürlich auch im Sommer ausgesät werden, wenn gewährleistet ist, daß die Flächen bis zur Keimung ständig feucht gehalten werden können“, ist in der Blumenwiesen-Broschüre von Syringa nachzulesen. Aufgrund der langen Frostperiode im März habe ich dieses Jahr relativ spät angesät, nämlich am Sonntag, den 25. März. In fünf Blumenkästen habe ich Münchner Pflanzerde eingefüllt, die Samen darauf gestreut, angedrückt, mit einem Blumensprüher besprüht und dann zum Schutz gegen gefräßige Tauben mit einem Vlies zugedeckt. Der sechste Kasten blieb frei bis zum 6. April. Dazu später. Die einzelnen Schritte folgen mit Bild.
Aussaattermin
„Ich muss heute schleunigst ansäen. Was sagt der Mondkalender? Muss mir egal sein. Das Wetter passt“, schrieb ich am 25. März an meine Freundin Margret per WhatsApp. Umgehend kam ein Foto vom Mondkalender zurück und der Kommentar: „Blütenpflanzen! Das passt!“ Ich glaube zwar nicht so richtig an den Mondkalender, aber schaden kann es ja auch nicht, denke ich mir immer aufgeklärt abergläubisch.
Das Substrat
Dieses Jahr habe ich einfach in vorgemischte Pflanzerde gesät, nämlich in torrfreie Bio-Erde der Abfallwirtschaftsbetriebe München. „Vom Apfelbutzen zur Münchner Erde“ steht auf dem Sack. Noch einmal zur Erinnerung: Bitte nur torffreie Erde verwenden, damit keine ökologisch wertvollen Moore zerstört werden.
Säen und andrücken
„Aussaat ab März ins offene, vorbereitete Beet“, steht auf dem Tütchen. Wildblumen machen oft ganz winzige Samen. Wenn man größere Flächen ansät, soll man die Samen mit Sand mischen, um sie gut gleichmäßig ausbringen zu können. Auf dem Balkon habe ich das auch schon gemacht, dieses Jahr habe ich darauf verzichtet. Ich habe die Erde gut befeuchtet, bevor ich die Samen mit der Hand darauf gestreut habe, den die Saaten sollen rund drei Wochen feucht gehalten werden und so ist die Erde auch jeden Fall schon für den Start schön angefeuchtet. „Nach der Aussaat sind die Flächen zu walzen, bei kleineren Flächen behilft man sich mit einem Brett“, steht zum Anlegen von Blumenwiesen auch bei Syringa. Also drücke ich die Samen danach mit einem Holzklotz der passenden Größe fest an. Das Andrücken oder Anwalzen ist sehr wichtig, damit die Samen Kontakt mit der Erde haben und nicht wegfliegen.
Saatgut schützen
Wir haben im Viertel eine Taubenplage. Wenn ich kein Vlies auf die frisch angesäten Kästen lege, kommen ganze Gruppen von Tauben und picken die Samen auf. Wenn die Samen dann gekeimt haben, kann ich das Vlies abnehmen.
Wichtig: Gießen!
Die Ansaaten habe ich mit einer Blumenspritze mehrmals täglich durch Besprühen gewässert. Durch die feine Verteilung der Wassertröpfchen mit der Sprühflasche, schwemmt man die feinen Samen nicht weg und die Fläche wird schön gleichmäßig feucht. Wenn die Pflänzchen und Wurzeln später größer und stabiiler sind, gieße ich mit einer kleinen Mini-Gießkanne. Da ist der Strahl immer noch nicht so stark wie bei einer großen Gießkanne.
Und so haben sich die Ansaaten entwickelt:
Besuch von radioMikro
Am sechsten April hat ein junger Redakteur von radioMikro, dem Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks, den letzten Kasten angesät und sie mit laminierten radioMikro-Logo-Männchen dekoriert. Er kam in Begleitung der Redakteurin Anne Buchholz, die es geschafft hat, aus dem 5-Stunden-Besuch eine spannende 5-Minuten-Sendung zu schneiden – in der alle Informationen drin sind. Das ist wirklich gekonnt!
Links zu diesem Artikel:
Link zur Saatgutmischung auf der Syringa-Website
Link zur Liste der Arten-Zusammensetzung der Liste bei Syringa (PDF)
(Mit Informationen zur Lebensform, Blütenfarbe und den geförderten Wildbienenarten.)
Blumenwiesen-Broschüre von Syringa
Bingenheimer Saatgut: Kornblumen-Farbmischung
Für die Beschaffung von torffreier Erde ist die BUND-Broschüre hilfreich: Torffreie Erden in Baumärkten, Gartencentern und Online-Shop
Münchner Erden
Nachhören | BR Kinder: radioMikro
11. April 2018: Ein Wildpflanzen-Balkon mitten in der Stadt
radioMikro: Sendung nachhören | Mitmach-Seite
Super schöne Bilder! Danke, dass Du auch den extra Weg für die „Nachwuchsgärtner“ (Kinderfunk) gehst – eine sinnvolle Multiplikation
Hey Katha,
deine Ansaat sieht ja super – und sehr dicht aus. Hast du das so gelassen, und das mögen sie? Ich hab auf Anraten von Ernst Rieger pikiert und bin jetzt gespannt, was daraus wird.
Beim Substrat habe ich torffreie Bioerde (von Alnatura) verwendet plus Sand von einem Haufen aus dem Wald (der liegt da seit Jahren und war wohl mal für den Wegebau gedacht.) Ich hoffe, da ist drin, was de Wilden so brauchen. Nach schlechten Erfahrungen mit einer Nachtkerze und Dünger bin ich an dem Punkt lieber zurückhaltend.
Ach, und ich habe eine Prise Saatgut genommen 😀 – ein Zehntel der Tüte Wildblumenmischung von Tausend Gärten, Tausend Arten TGTA. Da noch was dazuzupacken it eine schöne Idee. Den roten Lein hatte ichdie letzen zqwei Jahre auch und ich mag ihn auch sehr. Er hat auch gefruchtet, also muss jemand dran gewesen sein!
Lieben Gruß nach München
Liebe Sylvia, ich habe Einjährige ausgesät, die säe ich immer so dicht. Die Gärtnerin von Syringa hat gesagt, das kann man im Kasten auch ruhig so machen. Dann hat man mehr Blüten. Und die bleiben ja nur eine Saison. Stauden kann man nicht so eng säen und dann stehen lassen, die zieht man besser in einzelnen Arten vor, pikiert sie, zieht sie in dann in kleinen Töpfchen vor (wie der Gärtner) und pflanzt dann ein paar starke Pflänzchen zusammen in einen Kasten (Anzahl je nach Länge des Kastens).
[…] Wildblumen-Ansaaten für die Saison 2018 […]
Hallo Katharina, ich habe heute ein Experiment gemacht mit Wildblumen Samen Mischung, habe sie einfach über Sedum und Moos gestreut und angedrückt, das hatte ich zwischen die Sonnenblumen gepflanzt mit Moos zum Wasserspeicher … Weil ein Teil der Sonnenblumen waren wohl die 3 Meter riesengroßen.. Und ich hatte im Mai Bedenken, das meine Markiese dann mit den Köpfen der Sonnenblumen zu sehr in Kontakt kommt??.. Wären sie auch sind schon 2,50m???
Habe auf dem Balkon jetzt zwei höhen ausgesät 1)am Boden und eine in Geländer Höhe… Die Samen auch von Sonnenblumen am Boden waren Schattiger geschützter vor Sonne und wurden jetzt sehr lang, die Aussaaten1,5 m höher sind halt in voller Sonne, da Südbalkon und 40 Grad gerade… Ich schattiere mit getrockneten Blättern von einem Essigbaum, so sehr improvisiert. Aber ich hab noch nie im Juli auf Balkon ausgesät, keine Ahnung wie das wird… Hast du da Erfahrungen? Weil in der Natur sind z. B die Lupinien jetzt alle Samen reif und würden sich ja auch fortpflanzen…Und ich möchte nochmal in 2 Monaten Sonnenblumen Pollen für Wildbienen anbieten können. Dann muss das wohl auch irgendwie am Balkon gehen , oder?? Merci… Die Wildbienen lieben die Sonnenblumen hier.. ???
Hallo Katharina, nimmst Du pro Blumenkasten ein Tütchen M12, oder verteilst Du ein Tütchen auf mehrere Kästen? Ich habe 3 Kästen mit je 80 cm, wie viel brauche ich dafür?
Liebe Gisela, auf dem Tütchen steht „Wildblumenmischung für Wildbienen für 10m² (Saatgut)“. Bei drei Kästen mit 80 cm Länge und ca 15 cm Breite hast du Rund 0,4 Quadratmeter. Ich neige zum dichter ansäen, weil ich so viele Blüten wie möglich haben möchte. Dann muss man mehr gießen und evtl. auch ein bisschen Langzeitdünger dazugeben, wenn die Pflänzchen gelb werden sollten. Und noch ein Tipp: Wildblumensamen sind oft sehr sehr klein, Fussel. Damit du von allem etwas in deinen Kästen hast, kannst du die Samen mit Sand mischen. Dieses Jahr habe ich nicht mit Sand gemischt. Das führt dazu, dass man anfangs die größeren Samen zwischen die Finger bekommt und die ganz leichten bleiben am Ende übrig. Im letzten Kasten war dann dieses Jahr fast nur Kamille. Sah aber auch hübsch aus und die Löcherbienen haben sich gefreut. Wenn du dir nächstes Jahr für deine drei Kästen nicht eine ganze Tüte M12 kaufen willst, kannst du von mir für drei Kästen auch Saatgut haben.
Ok – danke!
Melde dich einfach Anfang März bei mir.
Ok, mach ich.
Oh, danke fürs Erinnern, denn da war noch was – ein Beutelchen mit ner Blumenwiesenmischung. Die wollte ich noch einpflanzen. Mach ich jetzt besser gleich! Bin dann mal weg…
Hallo Katharina,
ich habe auch M12 angesät und bin ähnlich vorgegangen wie Du. Allerdings wachsen die Pflänzchen eher spärlich. Ich habe mein Substrat in Verdacht. Ich habe torffreie Erde und Sand gemischt. Ich vermute der Sand hat Zusatzstoffe enthalten die das Keimen verhindern, Thema Spielkastensand !?…. Ich habe nun erneut Anzuchterde aufgebracht und neu gesät. Mal sehen wie es sich entwickelt….
Gruss von der anderen Seite der Stadt.
Vielleicht ist das Substrat zu mager für die Ackerwildkräuter. Im Ökohum-Dachgartensubstrat intensiv hat es ja letztes Jahr bei mir auch nicht geklappt. Ich habe dann ja auf Anraten einer erfahrenen Topf-Gärtnerin gedüngt, dann sind sie gewachsen. Auch Bio-Staudengärtner Friedhelm Strickler meinte, dass sie mir verhungert sind. Ob Spielkastensand prinzipiell problematisch ist, weiß ich nicht. Aber ich glaube, das ist gewaschener Sand und empfohlen ist ungewaschener Sand mit Lehmanteilen, das hilft der Pflanze, Nährstoffe aufzunehmen, sagt Herr Strickler.