Käfer Wilde Tiere

Erkennungsdienstliche Behandlung eines angehenden Rosenkäfers

Larve des Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata) im Blumentopf

Zur Zeit experimentiere ich mit herbstblühenden Krokussen. Sie sollen in die Kästen, in denen die einjährigen Sommerblumen längst verblüht und vertrocknet sind. Beim Buddeln in der durchwurzelten Erde fand ich eine dicke, und ungefähr drei Zentimeter große, weißliche Käferlarve. Ich war hocherfreut. Ein neuer unbekannter Gast auf dem Wilden Meter.

Ich legte die Made auf die Erde eines anderen Blumentopfs, ging ins Büro, holte den Fotoapparat, um meinen Fund zu dokumentieren. Eine Minute später war ich wieder auf dem Balkon und – die Made war verschwunden. Ich suchte neben dem Blumentopf und auf dem Boden. War sie hinuntergefallen auf der Flucht? Niemand zu finden. Ich grub ein bisschen in der Erde des Topfs – und tatsächlich, da war sie, schon wieder ganz von Erde bedeckt. Bei der erkennungsdienstlichen Maßnahme auf dem Rand des Blumentopfs drehte sie sich auf den Rücken, streckte die Beinchen in die Luft, und robbte auf dem Rücken los.

Zusammengekrümmte Larve des Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata)
Zusammengekrümmte Larve des Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata)
Larve des Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata) beim Umdrehen auf den Rücken, um davonzukriechen,
Larve des Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata) beim Umdrehen auf den Rücken.

 

 

 

 

 

 

In einer Bestimmungsgruppe auf Facebook sagte man mir, dass Fundort, die kurzen Stummelbeinchen und die Flucht auf dem Rücken typisch für den Rosenkäfer seien. Die fertigen Rosenkäfer, also die so genannten Imagines, waren schon öfter zu Gast auf dem Wilden Meter. Sie sind sehr schön, finde ich. Für das Aussehen von Maden kann ich mich – ehrlich gesagt – trotz aller Insektenliebe noch nicht so erwärmen, aber ich war total froh, dass der grauweiße Wurm sich zu einem mir sehr sympathischen Rosenkäfer entwickeln wird.

Imago eines Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata)
Imago eines Goldglänzenden Rosenkäfers (Cetonia aurata) im Juli 2014 auf dem Wilden Meter

„Gute“ und „schlechte“ Käfer

Ich bekam aber dann noch den Hinweis, dass es sich auch um eine Maikäferlarve handeln könnte. Während sich Rosenkäfer nur von abgestorbenem pflanzlichen Material ernähren und deshalb gerne im Kompost leben, futtern Maikäfer-Engerlinge gerne lebende saftige Wurzeln und werden deshalb von Menschen als „Schädlinge“ eingestuft.

Der Rosenkäfer gilt hingegen als Humusbildner, also als „guter“ Käfer. Mir wäre ehrlich gesagt auch eine Maikäferlarve recht gewesen. Die wäre aber rund vier Jahre im Topf geblieben und vielleicht gar nicht satt geworden, während der Rosenkäfer nur zwei bis drei Jahre braucht bis er fertig ist. Kompost könnte ich ja immer wieder einarbeiten.

Lustige Larven-Kriechstile

Heute habe ich auf jeden Fall noch zwei weitere dicke Larven aus der Erde geholt und auch sie haben sich sofort auf den Rücken gelegt und angefangen, sich in der Position schnell wegzubewegen. Das ist tatsächlich ein eindeutiges Merkmal der Rosenkäfer. Zudem ist die Rosenkäferlarve hinten dicker als vorne und hat viel kürzere Beinchen als die Maikäferlarve. Es gibt einige Seiten im Internet, die beide Tiere nebeneinander abbilden und man sieht, dass man sie auch gut unterscheiden kann, wenn sie nur reglos daliegen.

Aber sobald sie sich bewegen, kann man sie genau bestimmen: Rosenkäferlarven kriechen ähnlich einer Raupe, aber auf dem Rücken liegend, Maikäferlarven bewegen sich gekrümmt und seitlich liegend. Junikäferlarven sollen sich wiederum strecken und wegkrabbeln. Was hat sich da die Natur nur wieder ausgedacht! Warum kriecht eine Larve auf dem Rücken, ohne die Beine zu verwenden? Mich erinnert das an den Sktech der britischen Komikergruppe Monthy Python: Ministry of Silly Walks.

Alle drei Larvengeschwister wohnen nun bei mir im Topf und ich habe ein Hinweisschild angebracht, damit sie im Laufe der nächsten Jahre nicht eventuell beim Umtopfen vergessen werden (siehe großes Foto oben). Mögen es schöne grüne glänzende Käfer werden!

Hinweis: Mangels Fotos von Maikäferlarven habe ich in der Linkliste unten zwei Garten-Websites verlinkt, die die Larven nebeneinander abgebildet haben.

Insekt des Jahres 2000

Der Goldglänzende Rosenkäfer wurde im Jahr 2000 von einem unabhängigen internationalen Kuratorium zum Insekt des Jahres gewählt. Auf der Website des Senckenberg Instituts, dem Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg findet man noch alle Flyer und Plakate ab 1999, als die Kampagne ins Leben gerufe wurde. Das Ziel war es, Informationen über diese „ökologisch außerordentlich bedeutungsvolle, aber oft unterschätzte Tiergruppe zu einer breiteren Kenntnis und Akzeptanz in der Bevölkerung [zu führen] und unbegründete Vorurteile [abzubauen].“

In dem Flyer heißt es zur Wahl des Rosenkäfers: „Goldener Glanz verheißt Wohlergehen. Grün ist die Farbe des immer wiederkehrenden Frühlings; der Hoffnung. So ist ein Träger dieser schönen Farbkombination wohl besonders geeignet, als „Insekt des Jahres 2000″ unsere guten Wünsche und Hoffnungen von einem Jahrtausend in das nächste zu transportieren. Zu diesen Wünschen gehört auch, daß wir Menschen nicht zu einsam werden auf unserem Planeten. Wir sollten dabei als unsere Begleiter für die nächsten tausend Jahre aber nicht nur die Elefanten in Afrika und die Bambusbären in Asien sehen, sondern auch die kleinen, oft unscheinbaren Insekten in unserer Nähe.“

Angesichts der Studien zum Insektenschwund, die dieses Jahr veröffentlicht wurden, hat das neue Jahrtausend leider ergeben, dass die Menschen schon um einiges einsamer sind, Deutschland hat 75 Prozent der Insekten in den vergangenen 27 Jahren verloren.


Quellen und Informationen:

Informationsflyer „Insekt des Jahres: Der Goldglänzende Rosenkäfer“

Senckenberg Institut: Insekt des Jahres – Warum wird es gewählt?

Anschauliche Seite zum Lebenszyklus des Rosenkäfers

gartengnom.net: Fotos zur Unterscheidung von Rosenkäferlarven und Maikäferlarven

gartenfreunde.de: Fotos zur Unterscheidung von Rosenkäferlarven und Maikäferlarven

Wikipedia-Eintrag Maikäfer

Wikipedia-Eintrag Rosenkäfer

Wikipedia-Eintrag Engerlinge

Monty Python’s Ministry of Silly Walks (YouTube-Video)

5 Kommentare zu “Erkennungsdienstliche Behandlung eines angehenden Rosenkäfers

  1. Der Beitrag ist zwar schon etwas älter – aber einen Kommentar möchte ich dazu abgeben: In einem Buddleja Topf von ca. 5 l habe ich vorletztes Jahr 19 (!) Rosenkäferlarven herausgeholt – nachdem mein Busch verstorben war und ich wissen wollte, weshalb. In Ermangelung von totem Material haben die Larven dann doch auch die lebenden Wurzeln abgeknabbert… Die Bande haben wir dann im „Parkfetzen“ um die Ecke unter Bäumen unter Laub/Erde in die Freiheit entlassen, denn in dem Topf hätten sie nichts mehr gefunden 🙁
    VG auch aus München!

  2. Herzlichen Glückwunsch! Könntest du mir bitte eine Kopie deines schönen Schildes machen 🙂 ? Ich hatte hier bislang nur einen Rosenkäfer in der Erde meiner Buddleja verschwinden sehen und mutmaße, daß sich dort die Käferlarven tummeln werden. Wie du dachte ich auch schon daran, mir eine Notiz zu machen, daß ich die nächsten 2 Jahre dort nicht rumbuddele. Ich hoffe, die Pflanze macht das mit bis dahin, aber ich hatte sie gerade erst umgetopft. Das du schon so viele Larven hast ist ja toll. Wie schön und ein sehr netter Beitrag! Klingt ja so, als hättest du den Käfern guten Boden zu bieten 🙂

  3. Schöne Käfergeschichte. Viel Glück den „wunderschönen“ Raupen ?

Hinweis: Ich freue mich über alle Kommentare und den Austausch mit Leserinnen und Lesern. Leider verschluckt das System aber die Kommentare manchmal und ich muss diese erst nachträglich online stellen. Ich bitte deshalb um Geduld und Verständnis!