Die Gewinner des Pflanzwettbewerbs „Wir tun was für Bienen!“ der Stiftung für Mensch und Umwelt („Deutschland summt“) stehen fest und wurden kürzlich in Berlin prämiert. Den Gewinner in der Kategorie „Balkone“ möchte ich gerne hier in meinem Blog vorstellen: Es ist der 15-jährige Schüler Leander Bertsch aus Straubing in Niederbayern. Sein Projekt hat mich auch als Mitglied der Jury begeistert und ich freue mich, dass der junge Balkon-Aktivist mit seinen wilden Metern auch die anderen Juroren überzeugen konnte.
Leander bepflanzte seinen Balkon mit über 40 verschiedenen Pflanzenarten, gezielt ausgewählt nach ihrem Wert für Wildbienen und andere Insekten. Zusätzlich stellte er Nisthilfen für Insekten auf. Da wildbienenfreundliches Balkongärtnern nicht gerade ein typisches Hobby von 15-jährigen ist, habe ich direkt bei Leander nachgefragt, wie es dazu kam.
Hallo Leander, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, auf Euerem Balkon insektenfreundliche Blumen in Töpfe und Kästen zu pflanzen oder auch zu säen?
Der Auslöser waren die Wildbienen. Ich habe zufällig erfahren, dass sie existieren, und habe damit praktisch eine „neue Welt“ entdeckt. Denn vorher wusste ich ja nicht, – genau wie viele andere – dass es außer Honigbienen noch anderen Bienen gibt. Um ihnen zu helfen habe ich dann das Balkon-Projekt gestartet.
Und wie kam es zu dieser zufälligen Begegnung mit den Wildbienen?
Ich stöbere oft in Straubing in der Buchhandlung in der Ecke „Natur & Tiere“. Da bin ich im Winter mal auf das „Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas“ und das Buch „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen“ von Werner David gestoßen. Ich habe die Bücher zwar nicht gekauft, aber zuhause habe ich dann gleich im Internet nach Informationen über diese Wildbienen gesucht. Im April habe ich dann mein Balkonprojekt gestartet.
Was haben deine Eltern reagiert, als du sie gefragt hast, ob du den Balkon bepflanzen darst?
Die Eltern haben sich natürlich erst mal gewundert. Sie hatten auch noch nie etwas von Wildbienen und wildbienenfreundlichen Pflanzen gehört. Als ich es ihnen dann erklärt habe, war die Erlaubnis für den Balkon aber sofort da. Den hatte vorher eh noch nie jemand genutzt.
Wirst du von deiner Familie unterstützt oder sagen die „Kind, du spinnst“?
Inzwischen sind alle – zumindest grundlegend – über Wildbienen und heimische Wildplanzen aufgeklärt. Die Mama wusste auch vorher durch ihre naturverbundene Familie schon einiges. Aber jetzt interessieren sich alle für den Werdegang meines Balkons. Jeder schaut mal vorbei, informiert sich und wenn es ums Aushelfen geht, wenn ich verreist bin, oder den Besuch bei der Bio-Gärtnerei, habe ich alle mit im Boot. Papa holt mit mir Erde und Mama fährt mit mir in die Gärtnerei. Sogar der kleine Bruder, der sich sonst eher wenig für dieses Thema interessiert, macht manchmal einen kleinen Abstecher mit auf den Balkon und lässt sich die ein oder andere Pflanze zeigen. Ich habe also die beste Unterstützung, die man kriegen kann. ?
Du beschäftigst dich ja sehr intensiv mit dem Thema. Hast du andere Hobbys aus Zeitgründen nun aufgeben müssen?
Die meisten meiner anderen Hobbys haben meistens auch etwas mit der Natur zu tun, zumindest indirekt. Ich fotografiere sehr gerne und das lässt sich, genauso wie das Interesse an Pflanzen und Botanik, sehr gut mit dem Balkon und dem Thema Wildbienen kombinieren.
Was sagen deine Freunde zu deinem ausgefallenen Hobby?
Es interessiert sich bisher leider noch keiner so richtig für die Wildbienen, aber zum Geburtstag habe ich lustigerweise schon einen Gutschein für eine Bio-Gärtnerei von einem guten Freund bekommen. Da war ich überrascht, hab mich aber sehr gefreut.
Wer kauft denn die Pflanzen normalerweise?
Teilweise kaufe ich die vom Taschengeld und teilweise schenken meine Eltern sie mir.
Die erste Wildpflanzen-Wildbienen-Balkonsaison geht nun langsam dem Ende zu. Was war dein schönstes Erlebnis im ersten Jahr?
Nachdem die Pflanzen im Frühjahr auf dem Balkon standen, habe ich ungeduldig auf Blütengäste gewartet und hatte Angst, dass es bei uns in der Region vielleicht gar keine Wildbienen gibt, die meine Blumen besuchen werden und dass meine ganze Mühe mit dem Balkon vielleicht total umsonst und sinnlos war. Dann war sie da, die erste Wildbiene. Eine Furchenbiene. Da habe ich mich so gefreut, dass es bei uns tatsächlich Wildbienen gibt und dass sie einen finden, wenn man nur ein paar Dinge richtig macht! Das war sozusagen die erste Bestätigung für alles. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch das Weitermachen im Kopf.
Die komplette Dokumentation des Wettbwerbbeitrags von Leander in der Kategorie „Balkone“ , inklusive Fotos und Pflanzlisten findet man hier: Bienenfreundliche Pflanzungen auf dem Balkon in Niederbayern
Leander hat sich inzwischen so tief in das Thema Wildbienen und Wildpflanzen eingearbeitet, dass er nun auch jeweils zu einem der Moderatoren der Facebook-Gruppen „Wir helfen Wildbienen!“ und „Der NaturGarten“ ernannt wurde.
Pflanzwettbwerb 2019
Auch nächstes Jahr wird es wieder einen Pflanzwettbewerb geben, auch für die Kategorie „Balkone“. Wer also nächstes Jahr loslegen möchte auf seinem Balkon, hat sogar die Chance einen Preis zu gewinnen!
Hier findet man zur Inspiration alle Beiträge, die in der Kategorie „Balkone, Terrassen, Dachbegrünung, vertikale Gärten“ eingereicht wurden: Balkone, Terrassen, Dachbegrünung, vertikale Gärten
Hintergrund: Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen!“ 2018
Die Stiftung für Mensch und Umwelt hatte in diesem Jahr Gemeinschaften aller Art dazu aufgerufen, aktiv zu werden, die „Schaufel in die Hand zu nehmen“ und naturferne Flächen als neuen Lebensraum für Bestäuberinsekten zu gestalten. 276 Teilnehmergruppen mit insgesamt knapp 3.100 aktiven Bürgern aus allen Bundesländern präsentierten vom 1. April 2018 bis zum 31. Juli 2018 ihre Beiträge auf www.wir-tun-was-fuer-bienen.de. Sie zeigten Vorher-Nachher-Bilder, stellten ihre Gruppen und die Motivation für ihr Handeln sowie ihre Erfahrungen mit der Nachbarschaft dar.
In den folgenden Kategorien konnten Gruppen und Einzelpersonen am Pflanzwettbewerb teilnehmen:
– Balkone, Terrassen, Dachbegrünung, vertikale Gärten
– Kitagärten/ Schulgärten
– Kommunale Flächen, Parks, Baumscheiben
– Privatgärten und Gärten von Mietwohnungen
– Firmen-, Institutions- und Vereinsgärten
– Kleingartenwesen: Parzellen und Gemeinschaftsgärten
Durch den Wettbewerb wurden auf 149.771 Quadratmetern unzählige Stauden, Spät- und Frühblüher, Kräuter, Wiesenblumen gepflanzt, insektenfreundliche Kleinstrukturen wie Nisthilfen, Trockenmauern, Kräuterspiralen oder Lesesteinhaufen gebaut und Wasserstellen angelegt.
Eine fünfköpfige Wettbewerbsjury suchte die besten Projekte im Sinne der (Wild)Bienen und der Multiplikation für das Thema aus. Unter dem Motto „Wir tun was für Bienen“ begrüßte die Stiftung am 15. September 2018 im Rahmen einer Prämierungsfeier die meisten der Gewinner in Berlin, wo die Beiträge präsentiert und mit Geld-, Sachpreisen und einer Urkunde ausgezeichnet wurden.
[…] Mehr Informationen: Interview mit Leander Bertsch, Gewinner 2018 in der Kategorie Balkone […]
Toll, was Leander aus dem Balkon gemacht hat und schön, daß er schon jetzt so sehr von diesem Thema begeistert ist! Schönes Interview, das ansteckend wirkt!
auf diesen sohn können die eltern stolz sein!
Ich habe den sympathischen Leander auf der Prämierungsfeier in Berlin kennengelernt. Weil ich auch so fasziniert davon bin, dass sich ein so junger Mensch für Wildbienen interessiert und aus einem Impuls heraus anfängt, auf dem Balkon zu gärtnern, habe ich ihn gleich für den 3. Online Bio-Balkon Kongress interviewt. So trägt er die Freude und Faszination an den Wildbienen weiter und wird noch viele weitere Menschen inspirieren.