Heute ist Allerseelen. Ein meist neblig-trister November-Feiertag, an dem man sich an die Verstorbenen erinnert. Wir freuen uns dieses Jahr in München über blauen Himmel, Sonne und 20 Grad. Auf unserem Südbalkon ist es sommerlich warm und alles, was sechs Beine hat, ist bei den Temperaturen hier unterwegs: Der Gast des Tages war ein Admiral. Der erste Schmetterling dieser Saison, der dieses Jahr auf unserem Balkon gesichtet wurde und wahrscheinlich der letzte. Gestern sonnte er sich schon auf dem Meisenhäuschen, heute hat er sich bestimmt eine halbe Stunde am Steppensalbei gelabt.
Unsere Stammkunden-Erdhummelkönigin stärkt sich am Ziersalbei, interessiert sich zum ersten Mal für Männertreu, verschmäht auch die Malven nicht, die bisher noch kein Insekt angeschaut hat. Außerdem verflog sie sich ins Wohnzimmer und plumpste hinter die CD-Stapel am Fenster. Als ich sie mit der Hand fangen wollte zeigte sie ihr Drohverhalten: lautes Brummen, mittleres Bein heben und das Hinterteil mit Stachel dem Angreifer entgegenstrecken, Bauch nach oben. Ich hab dann ein Glas genommen. Unsere Stammkunden-Honigbiene sammelt an den letzten Phacelia-Blüten – viele scheinen keinen Nektar mehr zu haben, denn obwohl da noch Blüten sind, dreht sie einfach kurz vor der Blüte ab. Auch sie besucht heute außerdem das erste Mal die Malvenblüten. Außerdem gesichtet: Große und kleine Schwebfliegen, Feldwespen, Heerscharen von Deutschen Wespen an der Zuckertankstelle und im ganzen Balkon-Luftraum, auch unsere Wohnung wird inzwischen rege durchflogen; außerdem viele rote und schwarze Marienkäfer und sogar noch eine Blattlaus.
Der Admiral
Der hübsche Schmetterling, der uns heute besucht hat, ist ein Wanderfalter – über den ich bisher nichts wusste. Im November hätte ich nun auch keinen Schmetterling mehr erwartet. Bei Nabu habe ich die interessante Erklärung gefunden. Wie immer frage ich mich, warum ich das nicht in der Schule gelernt habe. Also:
„Fällt der Herbst sonnig und warm aus, sind bei uns vielerorts selbst im November noch Schmetterlinge zu beobachten. Am häufigsten ist dann ist nach Angaben Jürgen Hensles von der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderungen der Admiral.
Bei diesem schwarz-orangerot gemusterten Wanderfalter ist dann die dritte Generation des Jahres geschlüpft, wobei sich viele Tiere schon auf den Weg in südliche und südwestliche Winterquartiere machen. Die Ziele, so Jürgen Hensle, liegen „vor allem im nichtmediterranen Osten Frankreichs und am südlichen Alpenrand, vielleicht auch noch in der Poebene“, außerdem in der Nordschweiz, im Osten Österreichs, an der Küste von Nord- und Ostsee sowie im Einzugsbereich von Rhein und Donau. „Vor allem in der südlichen Oberrheinebene kann der Admiral dann so häufig sein, wie sonst das ganze Jahr nicht.“ In besonders warmen Lagen wird im Laufe des Novembers sogar noch eine vierte Admiral-Generation schlüpfen. Derzeit ist noch kaum bekannt, wo diese überall auftritt.“ Quelle: www.nabu.de
Weitere Informationen zum Admiral und zu Wanderfaltern auf Wikipedia:
Admiral | Wanderfalter
Buch-Tipp: „Und sie fliegt doch!“
Warum die Schmetterlinge wandern, ist – wie viele interessante Dinge, die Insekten und andere Tiere tun – bis heute unnklar. Der Mensch weiß gar nichts über die Natur und pfuscht aber täglich darin herum. Sehr anschaulich und unglaublich unterhaltsam durch lustige Andekdoten aus seiner Kindheit und dem Forscher-Alltag beschreibt das Dave Goulson, eine britischer Biologie-Professor und Umweltschützer, der die Hummel erforscht. Das Buch ist meine Lese-Empfehlung des Jahres, auch wenn man sich (noch) nicht für Hummeln interessiert. Danach weiß man, dass die Menschen entweder total verblendet oder total doof sind, in dem, was sie hier auf dem Planeten, besonders in der Landwirtschaft mit der Natur anstellen.
Interview mit dem Autor auf BBC:
Zum Buch beim Hanser-Verlag:
Und sie fliegt doch. Von Dave Goulson.
Zur Hummelschutz-Stiftung Dave Goulson (sehr hübsche Website!):
Bumblebee Conservation Trust
Sympathischer Mann, dieser Dave Goulson. Und Hummel heißt auf Englisch bumblebee? Schau an. Die Engländer haben lustige Vokabeln. Das scheint sich ja weit herumgesprochen haben in der Insektenwelt, dass Euer Balkon eine gute Adresse ist.