Einheimische Pflanzen sind naturgemäß winterhart. Wie aber sieht es am Sonderstandort Balkon aus? Ich bin von Natur aus eher der fürsorgliche Typ. Darum gehe ich bei meinen Pflanzen lieber kein Risiko ein und stelle sie in ein Winterlager. Im Naturgartenforum auf Facebook habe ich nach Erfahrungen anderer Balkonbesitzer gefragt und unterschiedliche Meinungen gehört, von „mach ich auch so“ bis „ist überflüssig“. Zeit die Fachwelt zu befragen.
Ich habe die beiden erfahrenen Gärtnerinnen Kerstin Lüchow und Susanne Behmenburg gebeten, mir Tipps für die Überwinterung meiner winterharten einheimischen Pflanzen auf dem Wilden Meter zu geben. Kurz zusammengefasst kann man sagen:
- Winterschutz muss nicht sein, erspart den Pflanzen aber viel Stress.
- Das Dämmen schützt Töpfe vor dem Zerplatzen.
- Wichtig ist das Gießen.
- Für manche Pflanzen ist aber auch Regenschutz sinnvoll.
Kerstin Lüchow, Gartenbau-Ingenieurin, Wildblumentopfgärtnerin mit über 20 Jahren Erfahrung und Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des Naturgartenvereins
„Die Pflanzen sind winterhart, müssen aber mit dem Sonderstandort ‚Topf‘ zurechtkommen. Sie überstehen Fröste im Gartenboden mühelos, haben aber im Topf im Januar/Februar/März Probleme mit der Trockenheit. Auch wenn sie eingezogen sind, benötigen sie etwas Wasser. Deshalb gieße ich meine Töpfe ein Mal monatlich im Winter, da die Pflanzen sonst vertrocknen könnten: Der Boden ist gefroren, das Wasser gebunden und die Wurzeln können kein Wasser aufnehmen, wenn die Sonne an kalten, sonnigen Wintertagen auf die Pflanzen/Töpfe scheint und sie zum Treiben anregt. Beim Gießen steht ihnen sofort etwas Wasser zur Verfügung. Wenn man nicht gießt, hat man einige Ausfälle.
Durch den Winterschutz senkt man außerdem bei frostfreiem Wetter die Verdunstungsrate des Tontopfes, der ja porös ist und durch Wind und Sonne ständig Wasser nach außen an die Luft abgibt. Somit tut es auch den Wurzeln gut, wenn sie im Sonderstandort Topf ein wenig Frostschutz haben: Die Temperatur im Topf ist höher/ausgeglichener und die eingefrorenen Pflanzen haben weniger Stress. Durch den Winterschutz verbesserst du das Mikroklima im Topf.
Der Schutz, den du auf deinem Balkon angebracht hast, gilt auch den Tontöpfen: Wenn sie im Winter nass werden (Regen) und dann durchfrieren, platzen sie, falls es keine teuren frostsicheren Töpfe sind.
Fazit: Deshalb finde ich Winterschutz auf dem Balkon sehr gut und empfehlenswert und würde es immer machen, wenn die Zeit und die Möglichkeiten da sind. Schön finde ich auch, dass du deine Töpfe zsamengestellt hast – das schützt sie zusätzlich.“
Susanne Behmenburg, Landschaftsarchitektin, Chefin der Bio-Staudengärtnerei Staudenspatz in Kreilhof, Bayern (Mitgliedsbetrieb des Naturgartenvereins)
„Die heimischen Pflanzen halten den Frost gut aus, unsere Töpfchen frieren auch immer komplett durch! Wir decken allerdings alle Pflanzen mit einem weißen Vlies ab, das ist aber nicht gegen das Durchfrieren, sondern eher im Frühjahr zum Temperaturausgleich. Auf den schwarzen Folien unserer Quartierflächen heizt sich sonst alles schnell auf und treibt dann zu früh aus. Das Vlies hat aber schon eine Wirkung gegen Frost, vor allem gegen Kahlfrost, aber es schützt eben nicht vor dem Durchfrieren. Schäden auf dem Balkon können höchstens bei immergrünen Arten auftreten durch zu hohe Verdunstung, in diesem Fall einfach mal an frostfreien Tagen etwas wässern. Für Pflanzen der Trockenrasen oder Geröllflächen ist eher zu viel Feuchtigkeit im Winter schlecht, dann können die Wurzeln faulen (z. B. Linum perenne, Aster amellus). Hier wäre also ein Regenschutz wichtiger als ein Frostschutz.“
Rudi Beiser vom Online-Magazin des Öko-Versandhändlers Waschbär
Hier noch ein Tipp Pro-Winterschutz, den ich in bei Rudi Beiser vom Online-Magazin des Öko-Versandhändlers Waschbär gefunden habe. Der Autor hat 40 Jahre Erfahrungen mit Wildkräutern.
„Einige Kübelpflanzen sind sehr winterfest (vor allem wenn sie heimisch sind) und können deshalb durchaus draußen bleiben. Dazu gehören beispielsweise Buchs, Melisse, Lavendel, Salbei, Oregano oder Schafgarbe. Hier macht es Sinn, die Töpfe und Kübel zu dämmen, damit sie nicht durchfrieren. Am besten Sie stellen die Töpfe an einem geschützten Ort in Hausnähe auf eine isolierende Unterlage (beispielsweise Styropor oder Kokosmatten) und umwickeln die Töpfe mit einem isolierendem Material. Der Gartenhandel bietet hierzu zahlreiche Materialien an (Polsterfolien, Kokosmatten, Jutegewebe, Schafwollmatten). Sie können die Töpfe auch einfach in eine Kiste stellen und diese mit Stroh, Laub oder Holzwolle auspolstern. (Quelle: https://www.waschbaer.de/magazin/der-garten-im-november/.)
Hier geht es zu dem Beitrag Im Winterlager.
Da ich auf meinem Balkon einen Steinboden habe (leider kein Holz) bin ich zum Baumarkt und habe Restholz gefunden (Terrassendielen, Douglasie, 40 cm lang und 14,5 cm breit), auf die habe ich meine Topfe gestellt. Das schützt zumindest von unten.
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