An einer verblühten Nelken-Leimkrautblüte hat auf unserer Balkonwiese eine Kugelspinne der Gattung Phylloneta ihr Kinderzimmer eingerichtet. Sie ist eine besondere Mutter, sie opfert sich selbst als Nahrung für ihre Kinder.
Vor kurzem habe ich die braunen abgeblühten Wildblumen abgeschnitten zumindest die, von denen die Vögel nicht die Samen fressen. Bei einem Nelken-Leimkraut fiel mir in letzter Sekunde auf, dass da auffällig viele Spinnweben und eine grüne Kugel kleben. Auf den zweiten Blick sah ich dann die Spinne und viele kleine wuselige Punkte mit Beinen im Netz – lauter frisch geschlüpfte Babyspinnen.
Anhand der Zeichnung, der Größe (3,5 bis 5,5 Millimetern) und der Netzform konnten wir sie identifizieren: eine Phylloneta. Die verschiedenen Arten dieser Gattung kann man allerdings nur unter dem Mikroskop anhand der Geschlechtsorgane unterscheiden. Es könnte die Braune Kugelspinne sein (Phylloneta impressa), die der Phylloneta sisyphia aber sehr ähnlich ist.
Wir fanden heraus, dass sie in zwei bis drei Wochen stirbt, um von den eigenen Kindern noch im Schutz des Kinderzimmers gefressen zu werden. Da wir jetzt wegfahren, werden wir das grausame Spektakel wohl nicht mitbekommen.
Fazit: Tiere brauchen Unordnung im Garten. Kann man ja auch überall lesen. Fast hätte ich eine ganze Spinnenfamilie ins Jenseits befördert. Dabei fressen die brav die Fliegen.
Über das besondere Spinnlein:
Phylloneta impressa baut ein typisches Haubennetz an nicht zu hohen Pflanzen, die ansonsten frei stehen. Dabei wird die Spitze der Pflanze mit wirren Fäden versponnen. Oben in der Mitte werden die Fäden dichter gesponnen, so dass sich ein nach unten offener und nach oben mit Hilfe von Pflanzenteilen abgeschirmter Schlupfwinkel ergibt. Dort hält sich die Spinne die meiste Zeit auf.
Die Braune Kugelspinne gehört zu den wenigen Spinnenarten, die eine ausgesprochen aufwändige Brutpflege betreiben. Das Weibchen legt ihre Eier nach erfolgreicher Befruchtung in einen Kokon, den sie dafür gesponnen hat. Bis zum Schlupf der Spiderlinge wird der Kokon gegen Fressfeinde und Artgenossen beschützt. Nach dem Schlupf der Jungspinnen verbleiben sie die erste Zeit im Netz der Mutter. Das Weibchen füttert ihre Jungen mit einem Brei aus vorverdauter Nahrung. Dabei gibt sie die Nahrung per Mund-zu-Mund-Fütterung weiter. Bereits nach einigen Tagen erfolgt dann die erste Häutung. Nach zwei bis drei Wochen stirbt das Muttertier und dient dem Nachwuchs als Nahrung. Kurz danach verlassen die Jungspinnen ihr Geburtsnetz und bauen jeweils ein eigenes Netz.
Quelle und noch mehr Infos:
Wiki der Arachnologischen Gesellschaft: Phylloneta impressa
Wikipedia: Phylloneta impressa
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