Maskenbienen (Hylaeus) sind so klein, dass ich immer Angst habe, sie einzuatmen und in der Nähe die Luft anhalte. Vier bis neun Millimeter groß, sagt die Broschüre Bienen und Wespen in München des Bunds Naturschutz in Bayern.
Seit Mitte Mai wuseln sie an den Phazelien herum. Man kann ihnen bei ihren Hüftaufschwüngen (siehe Bild oben) und akrobatischen Klettertechniken zusehen, mit denen sie an den bläulichfarbenen Pollen am Ende des Staubfadens zu kommen suchen. Ich habe den Hüftaufschwung und seine Benotung im Schulsport gehasst, aber bei Hylaeus sieht es total easy-peasy aus.
Blümleindeckdich
Easy-peasy lovely blue flowers steht auf dem Phacelia-Samentütchen von Filberts aus dem südenglischen Dorset. Das ist wohl pädagogisch gemeint, um Wildblumen-Anfängern alle psychologischen Hürden aus dem Weg zu räumen und im Sinne der Bienen zur Aussaat dieser nektar- und pollenreichen Pflanzen zu ermutigen. Ich kann bestätigen, dass Phacelia tanacetifolia echt lovely aussehen, unkompliziert anzubauen sind, angenehm duften und viele Besucher haben. Heute waren außer den Maskenbienen auch Furchenbienen, Wiesenhummeln, Honigbienen, Schwebfliegen, Blattläuse und ein Ohrzwicker auf unseren Phazelien. Thumbs up, also!
Die Samen aus England habe ich einmal zum Geburtstag geschenkt bekommen und ich finde, dass sie im Vergleich zu den Samen, die ich bisher in Deutschland gekauft habe, viel kräftiger sind. Jetzt bekomme ich jedes Jahr englische Phazeliensamen von der freundlichen Spenderin, die in der Nähe von London wohnt. Die Pflanze ist übrigens in Europa nicht heimisch, sie kommt ursprünglich aus dem Südwesten der USA.
Maskenbienen kann man leicht mit Wespen verwechseln, weil sie eher glatt und unbehaart sind und die Pollen nicht sichtbar an den Beinen oder am Bauch transportieren. Sie schlucken sie, tragen sie mit dem Nektar im Kropf zurück in ihr Niströhrchen und würgen ihn dort wieder hervor (Quelle und weitere Informationen: www.wildbienen.de/eb-hylae.htm). Wenn man ganz genau hinschaut, kann man mit dem bloßen Auge die weißen und gelben Streifen und Flecken im Gesicht der klitzekleinen Bienen sehen, die ihnen den Namen gegeben haben.
Spucken, lecken, kleben
Auf dem nächsten Foto ist ein Männchen zu sehen, das ich letztes Jahr auf einer Kamillenblüte fotografiert habe. Welche Art es genau ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht Hylaeus communis, die Gewöhnliche Maskenbiene, laut Westrich die häufigste in Nisthilfen siedelnde Maskenbiene. Namensgebungen in Kombination mit „Gemeine …“ oder „Gewöhnliche …“ finde ich eine ziemlich anthropozentrische Frechheit. Da könnte man sich als Biene sicherlich auch wenig schmeichelhafte Bezeichnungen für uns ausdenken.
Und nach rund zwei Wochen Flugzeit haben die fleißigen Weibchen jedenfalls schon wieder ein paar Röhrchen auf unserem Balkon mit Nachwuchs bestückt und verschlossen. Sie mögen bei uns Nisthilfen aus unterschiedlichen Materialien. Heute habe ich eine fotografieren können, als sie ein Nest in einem Schilfrohr „zugeleckt“ hat. Daran kann man auch die Maskenbiene erkennen. Sie verschließen das Nest mit „körpereigenen Sekreten“ wie es der Fachmann Westrich ausdrückt. Für mich sieht es wie Spucke aus, die dann fest wird.
Im neuen Eschenhotel, gebohrt und sorgfältigst entgratet vom Schwiegervater, ist auch das erste Röhrchen von einer Maskenbiene besiedelt worden.
Jahresrückblick: 31. Mai 2014
Vor genau drei Jahren habe ich eine Maskenbiene auf dem Balkon fotografiert, die gerade ihr erstes Loch in einer Nisthilfe aus Buchenholz „zuleckt“. Vielleicht sind die Maskenbienchen von heute sogar unsere eigenen.
Tolle Fotos !! Da sieht man ja jedes Detail ! Auf den Tag warte ich noch, wo ich eins dieser winzigen Tiere mal scharf aufs Bild bekomme 😉