Wintereinbruch in Bayern. Dicke Flocken fallen am Vormittag im Arnulfpark, es ist kalt. Einem hungrigen Blaumeischen ist eingefallen, dass da in den Nisthilfen eine schnelle kalorienspendende Mahlzeit wartet: unsere Bienen.
Ich bin im Interessenskonflikt. Blaumeisen haben einen festen Platz in meinem Herzen, sollen aber meiner Meinung nach dicke Fleischfliegen fressen oder Mücken oder anonyme Bienen, auf keinen Fall aber meine Bienen. Also, erst einmal den Fotoapparat holen und beobachten. Die Meise inspiziert den Balkon, flattert hierhin und dorthin, wagt es aber nicht, an den Strohhalmen mit den Bienen-Nestern zu ziehen (wie bereits oft schon geschehen, wenn ich nicht in der Nähe war).
April! April! Der weiß nicht, was er will.
Kennen Sie das ganze Gedicht von Heinrich Seidel (1842-1906)?
April! April! Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schau’n die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch‘ Gesaus‘ zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist’s, man glaubt es kaum:
Heut‘ Frost und gestern Hitze,
Heut‘ Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der rauhe Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an
Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Heinrich Seidel war Schriftsteller und Ingenieur aus Mecklenburg-Schwerin. Auf Wikipedia erfahren Sie mehr über ihn: Heinrich Seidel
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