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Räuber und Wegelagerer

Es ist kühl und regnet, kein Flugwetter für Insekten. Die meisten Bienenmamas des Jahres sind inzwischen längst verstorben und ihre Kinder liegen in unseren Nisthilfen. Viele Wildbienen in Mitteleuropa überdauern den Winter als sogenannte Ruhelarven. Das sind dicke, große Maden, die ihren Vorrat an Pollen und Nektar aufgefressen haben. Echte Leckerbissen – finden Meisen und Spechte!

Die Meisen kommen im Sommer häufig zur Futtersuche auf den Wilden Meter, aber sie gehen dann nicht an die Nisthilfen. Doch sobald es ein bisschen kühler wird, erinnern sie sich an die praktischen Fleischvorräte. Diese Kohlmeise heute war völlig ungeniert.  Ich musste auf den Balkon hinausgehen und sie verscheuchen, um sie von ihrem räuberischen Vorhaben abzuhalten.

Ein beachtliches Loch hatte sie bereits in den Mauerbienen-Nistverschluss in der obersten Reihe gepickt. Aber in den Holzblöcken können die Meisen nicht so viel Schaden anrichten, denn die Bienenmamas sorgen vorausschauend dafür, dass die erste Zelle der Bienennester immer leer bleibt. Anders sieht es bei den Nisthilfen aus Strohhalmen aus, wie man auf dem folgenden Foto sieht. Hier kommen die Räuber besser dran und können eventuell tiefer picken. Ein Teil der Strohhalme liegt auch zerfleddert auf dem Boden.

Objekt der Meisenbegierde: proteinhaltige Bienenlarven in den Strohhalmen

 

Leider nur ein schlechtes Handyfoto vom Buntspecht, der auch regelmäßig auf dem Wilden Meter nach Futter sucht. Der klopft auch kräftig an unsere Holznisthilfen, gerne am Sonntag, wenn man ausschlafen könnte. Dann muss man raus, da hilft dann nix. Die Bambusröhrchen links im Bild sind schon durch ein Gitter geschützt, deshalb versucht er sein Glück wahrscheinlich an einem senkrechten Bambusstecken, der eigentlich gar nicht als Nisthilfe gedacht war. Aber manchmal brüten Insekten, die markhaltige senkrechte Stängel mögen, auch in meine Bambusstecken aus dem Baumarkt, mit denen ich Blumen stütze.

 

Nachtrag vom 10. Oktober: Bienenschutz-Methoden

Ich habe nun alle Nisthilfen mit Halmen und Röhrchen abgenommen und mit der Vorderseite, also den Nestverschlüssen, zur Wand hin auf den Boden gestellt. Ein Abstand von etwa zwei Zentimetern zwischen Nisthilfe und Wand dient dazu, dass die Bienen auf jeden Fall im Frühjahr rauskrabbeln könnten, sollte ich die Nisthilfe einmal nicht früh genug aufhängen. Die Nisthilfen aus Holz nehme ich Ende Okober auch ab, dann ist die Wildbienen-Saison in Deutschland zu Ende (siehe Link zum Wildbienen-Kalender unten). Das mache ich bisher jedes Jahr so. Die Bienenkinder sind dann auf dem Balkon sicher bis zur nächsten Saison. Im März hängen wir sie wieder auf. Bisher hatten wir so noch keine großen Schäden.

Die lieben Vögelchen müssen sich eben selbst anstrengen und etwas fangen. Ich würde sie auch gerne liebevollst mit selbstgesammelten Walnüssen aus der Oberpfalz oder anderen Leckereien füttern, aber leider geht das nicht, weil dann sofort die Tauben auf unseren Balkon kommen. Ein großes Problem im Arnulfpark. Dazu schreibe ich vielleicht ein anderes Mal etwas. Kein schönes Thema.

Gegen das Plündern der Nisthilfen durch Meisen und Spechte wird in einschlägigen Ratgebern und von Praktikern meist ein Maschendrahtzaun mit mindestens fünf Zentimeter Abstand zur Nisthilfe empfohlen. Für den Balkon haben wir das bisher nicht gemacht, weil es uns nicht gefällt. Sieht dann nämlich leider auch aus wie ein aufgehängter Kaninchenstall. In einem weitläufigen Garten fällt das vielleicht nicht so auf wie auf einem Stadtbalkönchen.

Für unsere kleinen Nisthilfen, selbstgezimmerte Mini-Holzkisten mit Strohhalmen und Bambusröhrchen, verwende ich zum Schutz manchmal die Metallgitterbehälter für Fettblöcke, sie passen bei uns genau drauf (siehe Foto) und sind sehr stabil. Da muss ich selbst dann nicht handwerklich tätig werden, sondern nur den Behälter davorhängen oder – binden. Die Meisen kommen trotzdem jeden Tag, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass das blöde Ding von heute auf morgen wieder weg ist, so wie es von heute auf morgen da war.

Auf dem Portal www.naturgartenfreude.de von Werner David findet man weitere Fotos von Meisen- und Spechtschäden und anschauliche Beispiele für Maßnahmen gegen den Bienenraub durch Vögel:
www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/vogelschutz/

Beispiel für einen ähnlichen Fettblock-Futterspender, wie ich als Schutzgitter verwende:
Fettblock-Behälter

Der Buntspecht im NABU-Porträt:
Trommler, Schmied und Zimmermann

Mehr Informationen zum Lebenszyklus von Wildbienen findet man bei Paul Westrich:
www.wildbienen.info/biologie/lebenszyklen.php

Wildbienen-Saison in Deutschland:
Wildbienen-Kalender

 

 

3 Kommentare zu “Räuber und Wegelagerer

  1. Ein Festfressen auf dem Präsentierteller, sozusagen. Ich wünsche gutes Überwintern! Liebe Grüsse von Regula

  2. wildermeter

    Wir wohnen ja in einem Neubauviertel, seit zehn Jahren. So langsam wurde das Viertel dann auch von Vögeln besiedelt. Blau- und Kohlmeisen, Grünfinken, Rotschwänzchen, Amseln. Und irgendwann war dann auf einmal der Buntspecht da. Und der hat dann unsere leckeren Fleischvorräte bald entdeckt. Aber er ist nicht zu aufdringlich und fliegt auch gleich weg, wenn er uns sieht. Im Gegensatz zu den Meisen, die sind eigentlich frecher. Über die Buntspechte in München, die richtig zum Problem werden können, weil sie die Hausfassaden aufhacken, habe ich in der Süddeutschen 2015 einen lustigen Artikel gelesen. Den gibt es noch im Internet: „Specht im Garten
    Ich oder er?“ http://www.sueddeutsche.de/leben/specht-im-garten-ich-oder-er-1.2315672

  3. Oh ja, das Problem kenne ich. Meine Wildbienennisthilfe begann mit meinen Schilfrohrgedeckten Vogelhäuschen. Im Lauf der Jahre haben die frechen Meisen so gut wie alle Röhren aufgehämmert. Inzwischen habe ich andere Nisthilfen als Ersatz und lege sie, so wie du, über den Winter beiseite, so daß die Vögel nicht dran kommen. Ja, die sind schlau. – Ein Specht auf dem Balkon ist ja beeindruckend (abgesehen vom sonntäglichen Gehämmer 😉 !! Ein echter Stadtspecht ohne Scheu, wie es scheint ?!

Hinweis: Ich freue mich über alle Kommentare und den Austausch mit Leserinnen und Lesern. Leider verschluckt das System aber die Kommentare manchmal und ich muss diese erst nachträglich online stellen. Ich bitte deshalb um Geduld und Verständnis!