Am 4. Dezember lag ein wenig Schnee im Arnulfpark und auf dem Wilden Meter, der Winter kündigte sich an. Einheimische Pflanzen sind natürlich winterhart, aber die Wurzeln und Zwiebeln sind in den Töpfen und Kästen nur durch wenig Erde geschützt. Ich stelle sie deshalb auf dem Balkon in ein Winterlager. So haben sie bisher jedes Jahr die kalte Jahreszeit gut überstanden.

Das Winterquartier sieht so aus: Ich stelle alle kleineren Pflanzgefäße in Gruppen zusammen an die Hauswand und auf die Wassertonne und umwickle sie mit Kokosmatten und Luftpolsterfolien. Die Kokosmatten sind verpresst mit Naturkautschuk und soweit ich es recherchieren konnte umweltfreundlich, da wiederverwendbar und biologisch abbaubar. Falls ein Leser Gegenteiliges wüsste, bitte Bescheid sagen (Nachtrag vom 16.12.2017: Recherche zur Ökologie von Kokosfasern, siehe unten). Die Luftpolsterfolien sind auch wiederverwendbar, aber aus Plastik.

Auf dem Betonboden des Balkons liegt ein Holzrost (Gräting), den mein Mann und mein Schwiegervater für den Balkon gebaut und mit Bio-Leinöl  eingelassen haben. So stehen die Pflanzgefäße nicht direkt auf dem Boden. Zwischen die Töpfe stopfe ich Jutesäcke und – dieses Jahr erstmalig im Test – Zeitungspapier. Mein Mann schwört auf Zeitungspapier als Dämmmaterial seit es ihn vor 30 Jahren auf einem Truppenübungsplatz in Niederbayern  davor gerettet hat, sich bei minus 15 Grad „den Hintern abzufrieren“. Hannibal hätte 218 v. Chr. bei seiner Alpenüberquerung sicherlich auch ein paar alte Süddeutsche gebrauchen können.

Der Balkonwinter im Bild:

4. Dezember. Der Staudenkasten mit Schnee sieht zwar hübsch aus, musste aber dringend abgehängt werden. Auch die Gardena-Tröpfel-Bewässerungsanlage musste abgebaut und gereinigt werden. Die Samenstände der Skabiosen schneide ich nicht ab, sondern lasse sie für hungrige Vögel stehen. Aber ehrlich gesagt, hat sich dafür noch nie ein Vogel im Winter interessiert. Die werden sicher im ganzen Viertel mit Sonnenblumenkernen und Erdnüssen vollgestopft.
6. Dezember. Links unten an der Wand auf dem Holzrost stehen Zwiebeln und Stauden, darüber blüht am 6. Dezember noch immer das Zimbelkraut, das ich Ende August eingepflanzt habe. Gegenüber an der Säule stehen zwei große Töpfe mit Wildem Wein. In einem Topf stecken alle Brombeerstängel und Bambusröhrchen, in denen im Sommer genistet wurde. Das hat nichts mit der Kälte zu tun, ich habe sie einfach nur gesammelt. Im Vordergrund: Töpfe mit Stauden. Und rechts in den Kästen: Die Reste der einjährigen Sommerblumen und Gras, das dort wächst, obwohl es das gar nicht sollte. Weil vielleicht Untermieter für den Winter in den Kästen und im Gestrüpp sind, bleibt das alles so bis März, bis wieder neu angesät wird.

 

 

Der Bürobalkon: Töpfe und Kästen sind schon umgeräumt, aber die Kokosmatten fehlen noch. Links unten: Die verschiedenen Nisthilfen von diesem Balkon stehen mit der Vorderseite zum Fenster auf dem Boden. Ich habe sie abgehängt, damit sie vor dem Buntspecht und den Meisen sicher sind.

 

 


Nachtrag vom 16. Dezember:

Materialarchiv.ch – Die Kokosfaser

Nach längerer Suche im Internet habe ich zu Kokosfasern einen wissenschaftlichen Eintrag im Internet gefunden, auf einem Portal eines Schweizer „Bildungsnetzwerks für Lehre, Forschung und Praxis“ mit Informationen zu „Materialien unterschiedlichster Beschaffenheit und Funktionalität [die unseren]  (…) täglichen Lebensraum [bilden und formen]“: Materialarchiv.ch.

Kokosfasern: http://www.materialarchiv.ch/#/detail/77/kokosfasern
Kokosfaser-Werkstoff: www.materialarchiv.ch/#/detail/1856/kokosfaser-werkstoff

Auf der Seite gibt es einen Punkt Ökologie, den ich hier zitieren möchte:

„Kokosfasern sind ein nachwachsender Rohstoff, der ausreichend vorhanden ist,
und man kann die Fasern kompostieren. Dagegen stehen die langen
Transportwege sowie die in den Anbaugebieten entstehenden Monokulturen.
Weiterhin sind die heutigen, hybriden Plantagenpflanzen sehr anfällig und nur
mit Kunstdüngern und Pestiziden zu betreiben. Auch die Röstung direkt im
Meer ist nach heutigem Stand umweltbelastend, da durch diese Methode
Faulstoffe und toxische Stoffe ins Meerwasser freigesetzt werden.“

Das Zentrum der Kokosfaserindustrie weltweit ist Sri Lanka.

Fazit: Das Dämmmaterial Kokosmatten aus dem Baumarkt ist also nicht unproblematisch. Bei Stiftung Warentest habe ich keinen Test gefunden.


Nachtrag vom 1. Januar 2018: Recherche zu meinen Kokosmatten

Ich hatte im Dezember eine Anfrage an den Herstellter der Kokosmatten gestellt, die ich im Baumarkt (Bauhaus in der Landberger Straße) gekauft habe, zur Herkunft der Rohstoffe und zur Herstellung. Am 21. Dezember habe ich diese Antwort per E-Mail erhalten:

„Da wir als Großhändler nicht Produzent der Koksmatten sind, sondern lediglich der Importeur, haben wir uns mit dem Produzenten der Kokosmatten in Verbindung gesetzt und können Ihnen nun die folgenden Antworten geben. Hergestellt werden die Matten in Indien, hier kommen auch die beiden Ausgangsmaterialien her. Die Matten bestehen aus Kokosfasern und Latex aus Naturkautschuk. Die Kokosfasern stammen von Kokosnussschalen und der Naturkautschuk stammt von indischen Gummibäumen. Die Fasern werden mit sauberem Wasser gewaschen und so gereinigt; dabei kommen keine Pestizide zum Einsatz und im fertigen Endprodukt, der Kokosmatte, sind keine Chemikalien enthalten.“

Meine Anmerkungen dazu: Meiner Meinung nach haben Händler und Importeure auch Verantwortung für die Produkte, die sie weiterverkaufen und sollten eigentlich über ihre Produkte Bescheid wissen. Und Pestizide kommen natürlich nicht beim Reinigen zum Einsatz, diese Aussage macht gar keinen Sinn. Ich habe heute noch einmal nachgehakt und werde wieder berichten.


Hier geht es zur Fortsetzung zum Thema Winterschutz: Gärtnerinnen-Tipps

12 Kommentare zu “Im Winterlager

  1. […] Ausführliche Informationen zur Überwinterung von Stauden in Töpfen finden Sie im Beitrag Winterlager  vom 15. Dezember 2017. Informationen zum richtigen Überwintern von Zwiebeltöpfen finden sich im […]

  2. Anna Oppermann

    In der Staudengärtnerei, in der ich gearbeitet habe, wurde immer unterschieden zwischen den empfindsamen Seelen (sprich den heiklen und nicht einheimischen) und allen anderen. Erstere wurden im Gewächshaus überwintert, alle anderen blieben in ihren Töpfen auf den Stellflächen draußen. Wenn wir es mal gut meinten, haben wir über die spät getopften Pflanzen (im Spätsommer) noch ein Vlies gelegt, denn die waren ja noch nicht richtig gut durchgewurzelt. Im Gewächshaus landeten z.B. viele Gräser oder mediterrane Pflanzen wie Rosmarin, Lavendel etc. Bei unseren heimischen Arten würde ich mir wenig Sorgen machen, auch bei tiefen Minusgraden. Natürlich schafft es immer mal eine nicht über den Winter, aber oft liegt es dann eher an zuviel Staunässe und weniger an den Temperaturen. Schneedecken nützen übrigens richtig gut, aber die haben wir ja kaum noch.

    • wildermeter

      Liebe Frau Oppermann, herzlichen Dank für Ihre Erfahrungen und Empfehlungen zum Überwintern von Stauden. Ein weiterer Gärtnerinnen-Tipp 🙂 Herzliche Grüße, Katharina Heuberger

  3. […] Hier geht es zu dem Beitrag Im Winterlager. […]

  4. Dein Winterlager ist sehr dekorativ. 🙂 Ich habe übrigens Filzpantoffeln für dich bei mir. Es ist die Idee, irgendwann nach München zu fahren, da mein Mann eine Kollegin besuchen möchte. Ich hoffe, das ist noch im Winter, denn die Filzfinken sind wunderbarst warm. Ich musste so alt werden, um zu erleben, was wirklich gegen kalte Füsse hilft. LG von Regula

    • Wenn du das sagst („dekorativ“), dann fühle ich mich unendlich geehrt 🙂

      • Hahaha. Ich hab’s nicht so mit der üblichen Deko. Übrigens haben wir in unserem alten Haus (als das, in dem wir vorher gewohnt haben) den Dachstock mit Kokosmatten isoliert. Diese waren super angenehm zu verarbeiten. Glas- und Steinwolle kratzt ja unglaublich.

  5. Das sieht bei dir sehr vorbildlich aus 🙂 Das mit den Kokosmatten scheint ein guter Dämmstoff zu sein, die anderen Aspekte mal ausgenommen. Wobei du das ja weitestgehend versucht hast, abzuklären. Eine Schweizer Blogkollegin schwört auf die Verwendung von Jute. Vielleicht eine (bessere ?) Alternative ?? Ich selbst nutze auch Bretter als Unterlage, Zeitungspapier (ich wußte gar nicht, WIE hilfreich das ist 😉 und Vliese bzw. Luftpolsterfolie, die ich aus diversen Postpaketsendungen aufgehoben habe. In den ganz kalten Nächten decke ich die Pflanzen damit zusätzlich ab. Leider ist bei meinen vielen Töpfen kaum noch Platz zum Treten. So ordentlich wie bei dir, siehts bei mir leider nicht aus 😉 Ich tüftel immer noch am idealen Winterschutz. Bei diesem Blog gibts außerdem einen Link zu einer Firma die Jute anbietet: http://lettifarm.ch/jute-rockt/ Und Zwiebeln müssen ebenfalls vor Frost geschützt werden ? Das war mir nicht klar.

    • Danke für das Kompliment („vorbildlich“) 🙂 Aber ich weiß gar nicht, ob ich ein Vorbild sein kann, da ich ja Autodidaktin und keine Gärtnerin bin. Ich glaube, bei der Naturgarten-Topfgärtnerin Kerstin Lüchow habe ich gelesen, dass sie ihre Töpfe im Winter zusammenstellt und etwas dämmt. Ich frage noch einmal bei ihr nach, sie ist eine Fachfrau. Im Topfbuch von Reinhard Witt habe ich nur etwas zu frostsicheren Töpfen gefunden, aber vielleicht habe ich da etwas überlesen. Ich habe zusätzlich gestern in der Facebook-Gruppe des Naturgartenvereins gefragt, ob jemand noch Erfahrung mit Winterschutz auf dem Balkon hat. Werner David, zu dessen Blog ich auch unter Links hinweise (https://www.naturgartenfreude.de/naturgartenbalkon/), sagt, er habe noch nie Winterschutz bei seinen einheimischen Wildpflanzen im Kasten oder im Topf betrieben, die Pflanzen nähmen keinen Schaden. Auch ein anderes Facebook-Gruppenmitglied hat geschrieben, dass alle ihre Balkonpflanzen ohne Winterschutz durch den Winter kämen. Wieder ein anderes Mitglied berichtet, dass es Holztröge verwendet und die würden genügend isolieren.

      Das sind natürlich nur einzelne Beobachtungen, ohne dass man weiß, wie viele Frosttage gab es, wie tief sind die Temperaturen im konkreten Fall dauerhaft gesunken sind, wie kalt wurde es in den entsprechenden Pflanzgefäßen tatsächlich etc. Die Winter, zumindest hier in München, sind in den letzten Jahren eher milder als früher. Ich versuche zum Thema Winterschutz bei Wildstauden im Topf auch bei Wildpflanzen-Gärtnern eine Fachauskunft zu erhalten, die ich dann hier auf dem Blog veröffentlichen werde.
      **

      Zu den Zwiebeln: Ich stelle die Töpfe mit den Zwiebeln einfach dazu, um quasi ein Beet zu simulieren. In meiner Vorstellung sind Zwiebeln wie Wurzeln normalerweise im Boden und egal, wie winterhart sie sind, haben sie natürlicherweise mehr Erde um sich herum als im Topf. Und nachdem die Pflanzen alle Geld kosten, investiere ich bisher lieber in Material und Zeit für den Winterschutz als im Frühjahr festzustellen, dass es die Hälfte nicht gepackt hat. Bei Rudi Beiser vom Online-Magazin des Öko-Versandhändlers Waschbär steht die Info, dass man auch winterharte Pflanzen im Topf dämmen soll: https://www.waschbaer.de/magazin/der-garten-im-november/. Der Autor hat 40 Jahre Erfahrungen mit Wildkräutern. Werner David wiederum meinte auf Facebook zum Durchfrieren der Töpfe, in Deutschland würde es bis zu 70 Zentimeter in den Boden frieren, so dass den Wurzeln im Topf die Kälte von der Seite oder beim Durchfrieren auch nichts anhaben könnte.

      Als Beobachtung kann ich beitragen, dass es mit Winterschutz all die Jahre auch wunderbar geklappt hat, mit Zwiebelpflanzen und den anderen Pflanzen. Ich hoffe, bald eine fachmännische Info vom Gärnter hier posten zu können.

      • Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Mir ist schon ein Schmetterlingsflieder erfroren, wobei der auch nicht heimisch ist, obwohl er frostfest sein soll. Aber auch eine einjährige Königskerze hat sich mal verabschiedet. Vielleicht hatte sie aber auch zu spät losgelegt. Seitdem bin ich etwas übervorsichtig, jedenfalls bei den Pflanzen, die mir wichtig sind. Bei Minze und einer schwächelnden Glockenblume, bei denen ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich sie behalte oder nicht, habe ich mir letzten Winter den Frostschutz gespart und sie haben es beide bestens überstanden. Und das bei Nächten bis minus 8 oder 10 Grad….vielleicht ist das manchmal von diversen Faktoren abhängig.

        Ich hätte nur gedacht, daß man Zwiebeln gar nicht schützen muß, aber das scheint nicht so zu sein ?! Tja, um Schlüsse aus deinen Schilderungen ziehen zu können, müßte man fast eine Studie mit gleichen Bedingungen machen 😉 Ich gehe lieber auf Nummer sicher !! Und ich glaube schon, daß Wurzeln im Topf ungeschützter sind als in der Erde. Vielleicht sind die heimischen Wildpflanzen auch robuster…naja, es gibt noch viel zu erforschen 🙂

    • Vielen Dank für den Jute-Link. Ich habe weitergeklickt und bin irgendwann bei der deutschen Niederlassung gelandet. Da werde ich auch mal nachfragen: http://www.juteko.de

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